Lithium: Wirksamkeit bei bipolaren Störungen eventuell genetisch bedingt
Lithium ist das Mittel der ersten Wahl in der Behandlung bipolarer Störungen. Allerdings wirkt das Medikament nur bei etwa einem Drittel aller Patienten. Warum dies so ist, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Unter anderem werden genetische Faktoren als mitverantwortlich angesehen. Wissenschaftler des International Consortium on Lithium Generics (ConLiGen), eines Bündnisses zur Erforschung der Lithiumtherapie bei bipolarer Störung, haben nun auf dem menschlichen Chromosom 21 genetische Varianten identifiziert, die möglicherweise darüber mitentscheiden, ob ein Patient mit bipolarer Störung auf Lithium anspricht oder nicht.
Genetische Komponente schon lange vermutet
Bipolare Störungen äußern sich durch extreme Stimmungsschwankungen. Die Betroffenen erleben depressive Phasen und Phasen euphorischer oder ungewöhnlich gereizter Stimmung. Letztere gehen mit einem deutlich gesteigerten Antrieb einher. Bei schweren Manien kommen Symptome einer Psychose wie Größenwahn oder Verfolgungswahn hinzu. Ein bis zwei Prozent der Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine bipolare Störung.
Bei 30 Prozent dieser Patienten wirkt Lithium sehr gut, weitere 30 Prozent haben eine deutliche Abschwächung der Symptomatik. „Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Lithium eine bessere Wirksamkeit bei den Patientinnen und Patienten hat, die Verwandte haben, die ebenfalls an bipolarer Störung erkrankt sind und gut auf Lithium ansprechen“, erklärt Professor Thomas G. Schulze, Leiter des Instituts für Psychiatrische Phänomik und Genomik am Klinikum der Universität München. Daher werde schon seit langem eine genetische Komponente der Wirkung von Lithium diskutiert.
Hoffnung auf neue Therapieoptionen
Die genauen genetischen Veränderungen, welche zu dieser unterschiedlichen Wirksamkeit führen, waren bis vor kurzem jedoch unbekannt. Das liegt unter anderem daran, dass es bisher nur wenige Studien dazu gab. Auch wird das Ansprechen auf Lithium je nach Studie meist mit sehr unterschiedlichen Kriterien erfasst, was die Vergleichbarkeit erschwert. Mit der Identifizierung der genetischen Varianten auf Chromosom 21 ist es dem International Consortium on Lithium Generics gelungen, die molekulargenetischen Ursachen der therapeutischen Antwort auf Lithium besser zu verstehen. Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse einen Weg in Richtung einer individualisierten und damit verbesserten Therapie für einzelne Patienten mit Bipolarität aufzeigen können.
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