Lipodystrophie: Wenn das Unterhautfettgewebe fehlt

Die Lipodystrophie hat viele Gesichter – und oft gravierende Folgen für den Stoffwechsel – Foto: ©Amryt Pharma
Wenn Menschen kaum Unterhautfettgewebe haben, kann eine Lipodystrophie dahinterstecken. Das Fett ist im Körper dann ungleich verteilt. Bei der generalisierten Form ist der ganze Körper betroffen, die Patienten scheinen dann nur noch aus Muskeln und Knochen zu bestehen. Weitere mögliche Anzeichen sind deutlich hervortretende Venen, vergröberte Gesichtszüge, übergroße Hände und Füße oder frühzeitige Alterserscheinungen.
Bei der partiellen Form sind nur bestimmte Körperteile betroffen, etwa Arme und Beine. Typisch sind etwa ein Mondgesicht und Stiernacken bei ansonsten muskulös wirkenden Extremitäten. Die seltene Erkrankung trifft Frauen wie Männer, sie kann von Geburt an bestehen oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Unter anderem ist das Lipodystrophie-Syndrom ist eine häufige Nebenwirkung der antiretroviralen HIV-Therapie.
Es liegt eine Leptinmangel vor
Gemeinsam ist, dass es allen Betroffenen am Hormon Leptin mangelt. Dieses Hormon wird im Unterhautfettgewebe gebildet und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Zucker- und Fettstoffwechsels. Der Welt-Lipodystrophie-Tag am 31. März möchte Aufmerksamkeit für diese Erkrankung und ihre Folgen schaffen. Denn eine Lipodystrophie betrifft mehr als das äußere Erscheinungsbild.
Stoffwechselkomplikationen wie Insulinresistenz
Durch das mangelnde Unterhautfettgewebe geht ein Großteil der Energiespeicherkapazität verloren, so dass überschüssige Energie aus der Nahrung als Fett in anderen Organen wie Leber, Milz oder in den Muskeln gespeichert wird. Dort kann das Fett erhebliche Schäden anrichten und es kann zu schweren Stoffwechselentgleisungen kommen, etwa einem schwer behandelbaren Diabetes. So reagieren die geschädigten Körperzellen nicht mehr auf das Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Obwohl viel Insulin im Blut zirkuliert, kann es nicht wirken. Mitunter haben Betroffene einen wesentlich höheren Insulinbedarf als andere Diabetiker.
Fett lagert sich in Organen und Muskeln ab
Auch das Sättigungsgefühl ist aufgrund des Leptinmangels gestört. Dadurch essen viele Betroffene mehr als ihr Körper verarbeiten kann. Die übermäßige Nahrungsaufnahme verstärkt die Fettablagerung in den Organen und im Blut. Die sogenannte Hypertriglyceridämie erhöht das Risiko für Erkrankungen von Herz, Leber, Kreislauf und insbesondere der Bauchspeicheldrüse. Normale Triglyeridwerte liegen bei Erwachsenen unter 150 mg/dl, bei Lipodystrophie-Patienten können sie weit über 500 mg/dl liegen.
Fettgewebeverlust ist unumkehrbar
Die Symptome der Lipodystrophie können individuell sehr unterschiedlich sein, weswegen die Erkrankung nicht leicht zu diagnostizieren ist. Wichtig ist es bei einem Verdacht auf eine Lipodystrophie, ein spezialisiertes Zentrum aufzusuchen. Die Erkrankung kann zwar nicht geheilt werden - der Fettgewebeverlust ist irreversibel - jedoch kann eine symptomatische Behandlung die Folgen des Fettgewebeverlustes und damit die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.