Lieferengpass: Deutschen Ärzten geht wichtiges Narkosemittel aus
Auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird Remifentanil auf der Liste der Lieferengpässe geführt. Der Kommentar dazu lautet: „Bis auf Weiteres nur eingeschränkt verfügbar“. Am heutigen Donnerstag wolle man jedoch erneut mit allen Beteiligten sprechen, um eine schnelle Lösung zu finden, teilte BfArM-Sprecher Maik Pommer mit. Dass die Probleme schon mehrere Wochen bestehen, bestätigt auch Jörg Karst vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA). Zwar sei die Zahl der ambulanten Operationen noch nicht gesunken. Sie wird in Zukunft aber sicherlich runtergehen, weil sich Remifentanil nicht zu 100 Prozent ersetzen lasse, so Karst. Stationäre Termine seien jedoch auch künftig nicht in Gefahr. Bei Operationen, bei den Patienten über Nacht im Krankenhaus bleiben, werden andere Mittel eingesetzt.
Remifentanil wird besonders schnell abgebaut
Remifentanil, das unter dem Produktnamen Ultiva verkauft wird, ist ein Schmerzmittel, das bei einer Narkose neben dem Schlafmittel verabreicht wird. Seine Besonderheit liegt in der kurzen Wirksamkeit. Es wird daher während eines Eingriffs kontinuierlich verabreicht. Nach der Operation lässt die Wirkung sofort nach, wodurch ein Überhang vermieden wird. Daher wird Remifentanil vor allem bei ambulanten Operationen, aber auch bei Eingriffen bei Kindern eingesetzt. Ein vergleichbares Ersatzmittel scheint zurzeit nicht zur Verfügung zu stehen.
Verkauft wird Remifentanil von der GlaxoSmithKline GmbH, doch auch mehrere Generika sind auf dem Markt. Dennoch hat GSK Schätzungen zufolge einen Marktanteil von 80 Prozent, und die Generika-Hersteller können den momentanen Mangel nicht ausgleichen. Zudem haben fast alle Hersteller Lieferengpässe gemeldet.
Ursachen für Lieferengpass unbekannt
Die Ursachen des aktuellen Lieferengpasses sind nicht bekannt. Doch wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt, wird über mögliche Verunreinigungen des Grundstoffs in der herstellenden Fabrik in Indien spekuliert. Andere Stimmen vermuten, die Anbieter der Generika bezögen einen Grundstoff aus Osteuropa, wo es zu Qualitätsproblemen gekommen sei. Auch von problematischen unternehmerischen Entscheidungen ist die Rede, durch die das Mittel über eine Vertriebsfirma in hochpreisigere Märkte abgezweigt worden sein soll. Restlos aufklären lassen sich die Ursachen vermutlich nicht. Die deutschen Ärzte hoffen nun, dass baldiger Nachschub den momentanen Engpass schnell wieder auflöst.
Foto: © gpointstudio - Fotolia.com