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LED-Licht stört den Schlaf

Sonntag, 11. Januar 2015 – Autor:
Viele Menschen sitzen noch bis spät am Abend vor dem Computer oder Handy und können danach schlecht einschlafen. Schuld daran könnte das LED-Licht sein, denn dieses treibt den Adrenalinspiegel hoch und senkt die Melatoninwerte.
LED-Licht hält wach

Das Licht von Computerbildschirmen hält uns wach. – Foto: Inga Nielsen - Fotolia

Computer und Co. ändern unseren Lebenswandel. Eine Auswirkung ist, dass die Menschen immer weniger schlafen, weil viele abends noch zum Computer, Laptop oder Handy greifen, um zu surfen, zu spielen oder schnell noch die E-Mails zu checken. Eine Erfahrung, die viele Menschen dann machen, ist, dass die bleierne Müdigkeit, die noch dagewesen war, als man still auf der Couch saß, plötzlich verschwindet. Forscher vermuten, dass daran unter anderem die blauen Wellenlängen des LED-Lichts schuld sind. Denn das Blaulicht senkt den Melatoninspiegel und hält das Gehirn wach. Dafür ist man dann aber am nächsten Morgen oft umso müder.

LEDs, die besonders viel Blaulicht aussenden, sind inzwischen überall anzutreffen: in Fernseher- und Computerbildschirmen, in Tablets und Smartphones und oft sogar bei der Raumbeleuchtung. Dabei nehmen wir die Blaufärbung gar nicht wahr, sondern empfinden das Bildschirmlicht als weißlich. Forscher um Professor Christian Cajochen vom Zentrum für Chronobiologie der Universität Basel haben nun untersucht, ob das Licht der LED-Monitore tatsächlich ausreicht, um den Tag-Wach-Rhythmus zu stören und den Schlaf zu verzögern. Denn hierzu gab es bisher kaum eindeutige Daten.

Das blaue Licht der LEDs hält wach

Für ihre Untersuchung setzten die Wissenschaftler Schüler zwischen 15 und 17 Jahren in einem Schlaflabor vor einen mit blauem Licht angereicherten LED-Bildschirm. Die Jugendlichen trugen dabei entweder eine Brille mit Fensterglas oder mit einem Blaufilter. Messungen ergaben, dass diejenigen Probanden, die eine Brille mit Blaufilter getragen hatten, danach mehr Melatonin im Speichel hatten als die anderen. Zudem fühlten sie sich subjektiv müder. Dass die Teilnehmer ohne Blaufilter tatsächlich wacher waren, zeigten auch andere Messungen. So traten beispielsweise viel weniger langsame rollende Augenbewegungen auf, die ebenfalls ein Zeichen von Müdigkeit sind. Diese künstlich erzeugte Wachheit führte aber dazu, dass sich der Zeitpunkt des Einschlafens nach hinten verschob – im Durchschnitt um eine Stunde.

Andere Studien bestätigen diese Ergebnisse. So hat Ingo Fietze, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Charité in Berlin, Jugendliche einer Berliner Schulklasse nach ihrer Müdigkeit befragt, nachdem sie unter kontrollierten Bedingungen abends entweder ein Buch gelesen oder am Computer gesessen hatten. „Das Ergebnis war eindeutig“, so Fietze. „Nach der Computertätigkeit waren die Kinder am nächsten Tag viel müder und das Gedächtnis war schlechter.“

Schlaf verbessern, Geräte ausschalten

Das blaue Licht signalisiert laut Christian Cajochen dem Gehirn sofort: Wachbleiben! „Eine solche 'Blaudusche' macht uns sehr schnell wach“, erklärt der Chronobiologe. „Das ist wie ein Koffeineffekt.“ Der Grund dafür ist, dass spezielle Photorezeptoren in unserer Netzhaut auf blaue Wellenlängen um 480 Nanometer besonders empfindlich reagieren. Sie produzieren das Protein Melanopsin und leiten darüber die Wahrnehmung von Licht an unsere innere Uhr im Gehirn weiter.

Trotz der aktuellen Ergebnisse sind viele Zusammenhänge aber noch ungeklärt. So ist es beispielsweise schwierig zu unterscheiden, ob tatsächlich vor allem das LED-Licht oder aber mehr die Inhalte auf Handys oder Laptops wachhalten. Zudem ist unklar, warum das blaue Licht von Fernsehmonitoren die Melatonin-Ausschüttung offenbar nicht beeinflusst, wie Studien nahelegen. Möglicherweise liegt dies am größeren Abstand zum Fernseher, es könnte aber auch mit der geringeren Eigenaktivität beim Fernsehen zu tun haben. Cajochen rät, einfach gegen 21 oder 22 Uhr alle elektronischen Geräte auszuschalten. „Das würde sicherlich den Schlaf verbessern - von Jugendlichen, ebenso wie von Erwachsenen.“

Foto: © Inga Nielsen - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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