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Leberzirrhose: Betablocker bei Bauchwasserinfektion sofort absetzen

Sonntag, 4. Mai 2014 – Autor:
Patienten mit Leberzirrhose, die gleichzeitig unter Pfortaderhochdruck leiden, werden bislang mit Betablockern behandelt. Wissenschaftler aus Wien warnen jetzt aber davor, die Therapie fortzusetzen, wenn eine Bauchwasserinfektion auftritt. Es können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.
Betablocker bei einer Leberzirrhose nur bis zu einem gewissen Krankheitsstadium sinnvoll

Betablocker sind bei einer Leberzirrhose nur bis zu einem gewissen Krankheitsstadium sinnvoll

Wissenschaftler der medizinischen Universität Wien haben in einer Studie den Effekt der Betablocker-Therapie an mehr als 600 Patienten mit Leberzirrhose und Bauchwassersucht untersucht. Bei Bauchwassersucht handelt es sich um eine schwere Komplikation der Leberzirrhose. Die Studienergebnisse zeigen, dass im Gegensatz zu bisherigen Empfehlungen die Therapie mit Betablockern nur bis zu einem gewissen Krankheitsstadium zu empfehlen ist. In dem Moment, an dem eine Bauchwasserinfektion auftritt, sollte die Betablocker-Therapie sofort beendet werden. Andernfalls verkürze sich bei dieser Gruppe von Patienten auf Grund von Nebeneffekten wie ausgeprägtem Blutdruckabfall und Nierenfunktionseinschränkung die Überlebensdauer deutlich, schreiben die Wissenschaftler Mattias Mandorfer und Thomas Reiberger von der MedUni Wien in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Gastroenterology.

Bauchwasserinfektion verstärkt die Belastung des Kreislaufs

„Die zusätzliche Entwicklung einer Bauchwasserinfektion stellt eine ausgeprägte Kreislaufbelastung dar“, erläutert Mattias Mandorfer. „Patienten mit einer solchen Infektion wiesen in unserer Studie deutlich niedrigere Blutdruckwerte als Patienten ohne Betablocker-Therapie auf.“ Als Folge entwickelten Patienten mit einer Betablocker-Therapie zum Zeitpunkt der Bauchwasserentzündung deutlich häufiger lebensbedrohliche Komplikationen, insbesondere Einschränkungen der Nierenfunktion.

Fataler Blutdruckabfall bei Leberzirrhose und Betablocker-Therapie

Die Betablocker-Therapie wird seit Jahrzehnten zur Therapie des Pfortaderhochdrucks bei Patienten mit Leberzirrhose eingesetzt. Denn der Großteil der schwerwiegenden Komplikationen, die bei Patienten mit Leberzirrhose auftreten, wird durch die Entstehung eines Pfortaderhochdrucks ausgelöst. Neben der Therapie der Grunderkrankung sind Betablocker derzeit die einzige medikamentöse Behandlungsoption gegen Pfortaderhochdruck. Das Mittel senkt den Blutdruck. Allerdings leiden Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose in der Regel ohnehin schon an einem deutlich erniedrigten Blutdruck. Kommt dann noch eine Bauchwasserinfektion dazu, kann eine weitere Blutdruckabsenkung durch Betablocker lebensbedrohlich werden, so die Erkenntnisse der Wiener studie. 

Foto: © britta60 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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