Lebensweise geht durch die Haut
Das neue Messverfahren wurde am 11. Februar 2011 in Berlin der Presse vorgestellt. Die Arbeitsgruppe um Prof. Jürgen Lademann hatte in fünfjähriger Arbeit ein berührungsloses Messverfahren entwickelt, bei dem Licht auf und in die Haut gesendet wird. Ein Teil des Lichts streut ans Messgerät zurück. Diese Rückstreuung enthält viele wertvolle Informationen, die wie ein Fingerabdruck den Lebensstil und die Stressfaktoren der jeweiligen Person klar beschreiben. Mit dem Verfahren ist es möglich, anhand der Hautwerte bereits nach zwei bis drei Tagen nachzuweisen, ob ein Mensch mit dem Rauchen aufgehört hat oder sich gesünder ernährt.
Hauttest erstetzt Gewebeentnahme
Der Hauttest misst Antioxidantien im Körper. Antioxidantien sind Vitamine und Spurenelemente, die freie Radikale bekämpfen, die als Ursache von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Krebs gelten. Bisher war es nicht möglich, die Wechselwirkung zwischen Antioxidantien und freien Radikalen in der menschlichen Haut ohne Gewebeentnahme zu untersuchen. Ein miniaturisiertes Messsystem in der Grösse einer PC-Maus macht die Gewebeentnahme jetzt überflüssig.
Das neue Verfahren wird nun Pilotstudie mit 50 Schülerinnen und Schülern einer gymnasialen Oberstufe erprobt. Die Studie wird von den Kompetenznetzen für optische Technologien unterstützt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ziel ist es, zu untersuchen, ob Jugendliche ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten ändern, wenn die Folgen ungesunder Ernährung oder auch die Auswirkungen der letzten Party mit Alkohol- und Nikotinkonsum für sie direkt sichtbar gemacht werden.
Im Rahmen der Studie werden die Schüler zunächst einen Monat lang dreimal wöchentlich nach ihren Ess- und Lebensgewohnheiten befragt. Dieser Analyse folgt eine vierwöchige Intervention durch gemeinsames Mittagessen, Ernährungsbildung sowie gezielte Reduktion von Zigaretten- und Alkoholkonsum. Nach sechs Monaten wird die aktuelle Situation an der Schule nochmals analysiert, um Aussagen über die Nachhaltigkeit treffen zu können.
"Wir gehen davon aus, dass sich das Verhalten der Schülerinnen und Schüler ändert, wenn ihnen die eigene körperliche Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten sehr schnell vor Augen geführt und dokumentiert wird", hofft Prof. Lademann.