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Lebensmittelverschwendung verstärkt Klimawandel

Samstag, 12. Oktober 2019 – Autor: anvo
Die Lebensmittelproduktion ist ein entscheidender Faktor beim Klimawandel. Daher rückt auch die Lebensmittelverschwendung immer mehr in den Fokus von Klimaforschern. Wissenschaftler haben nun untersucht, wie die Menge der Lebensmittelabfälle reduziert werden kann und wie sich das auf die Treibhausgasemissionen auswirken würde.
Lebensmittelverschwendung

Brot gehört zu den am häufigsten verschwendeten Lebensmitteln – Foto: ©festfotodesign - stock.adobe.com

Der Klimawandel ist in aller Munde. Als einer der wichtigsten Faktoren gilt dabei die Verschwendung von Lebensmitteln. Allein in Deutschland landen jedes Jahr rund 12,7 Millionen Tonnen Essen im Müll. Bis 2030 will die Bundesregierung daher Lebensmittelabfälle auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbieren. Wie das gelingen kann, haben Wissenschaftler im Verbundprojekt REFOWAS (Pathways to REduce FOod WASte) untersucht. Dafür haben sie das aktuelle Aufkommen an Lebensmittelabfällen berechnet, die Wirkungen der Lebensmittelproduktion und -verschwendung auf die Umwelt berechnet und Maßnahmen identifiziert, mit denen sich Abfälle reduzieren lassen.

Lebensmittelverschwendung vor allem in privaten Haushalten

Der Großteil der Lebensmittelabfälle (55 Prozent) entsteht in privaten Haushalten: Jährlich wirft jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 85 Kilogramm Lebensmittel weg. Die restlichen Abfälle verteilen sich mit 11 Prozent auf die Landwirtschaft, 17 Prozent entfallen auf die Verarbeitung, 13 Prozent auf die Gastronomie und vier Prozent auf den Handel. Im Groß- und Einzelhandel fällt demnach ein geringer Teil der Abfälle an. „Allerdings spielt der Handel eine zentrale Rolle im Gesamtabfallaufkommen, denn er beeinflusst sowohl die Produzenten durch hohe Qualitätsanforderungen als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher durch Kaufanreize“, sagt Projektkoordinator Dr. Thomas Schmidt vom Thünen-Institut für Ländliche Räume.

Um zu berechnen, in welcher Größenordnung die in Deutschland konsumierten Lebensmittel und insbesondere die Lebensmittelabfälle die Umwelt belasten, hat das Thünen-Institut ein Ökobilanzmodell für den gesamten deutschen Ernährungssektor entwickelt. Das Modell umfasst zwölf Produktgruppen, die alle Lebensmittelbereiche abdecken: Fleisch, Eier, Milch, Getreide, Kartoffeln, Öle und Fette, Zucker und Süßigkeiten, Gemüse, Obst, Fisch, Getränke und sonstige Nahrungsmittel wie Gewürze und Soßen.

Weniger Lebensmittelabfälle = weniger Treibhausgasemissionen

Auf Basis des gesamten Lebenszyklus eines Produkts, ausgehend von der Rohstoffgewinnung, konnte berechnet werden, wie viel Treibhausgasemissionen je Kilogramm produziertes Lebensmittel anfallen, welche Auswirkungen die Lebensmittelabfälle auf Umwelt und Klima haben und wie sich eine Abfallreduzierung darauf auswirken würde. Eines der Ergebnisse: Wenn Deutschland sein für 2030 anvisiertes Ziel erreicht, die Lebensmittelabfälle auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren, würde dies die auf den Lebensmittelkonsum in Deutschland zurückzuführenden Treibhausgasemissionen um 9,5 Prozent reduzieren.

Mehr Sensibilität beim Einkauf nötig

Wie die Untersuchungen zeigen konnten, werden in den privaten Haushalten vor allem Obst, Gemüse und Backwaren weggeworfen. Ältere Bürger gehen dabei offenbar sorgsamer mit Lebensmitteln um: Sie kaufen seltener mehr als benötigt ein, werfen seltener Reste und Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum weg und entsorgen insgesamt weniger Lebensmittel als jüngere Menschen. Ein wichtiger Ansatz ist es daher, auch die Jüngeren für das Thema zu sensibilisieren.

Laut REFOWAS-Studie benötigt es aber auch Änderungen seitens des Handels, um die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Diese sollten darauf abzielen, Anreize zum Mehrkauf wie Großpackungen und Sonderangebote zu vermeiden. Diese und andere Maßnahmen werden von Wissenschaftlern des Verbundprojekts noch bis Mitte 2020 untersucht. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Foto: © festfotodesign - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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