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Lebensmittelampel macht Kalorienbomben zum Ladenhüter

Dienstag, 17. März 2015 – Autor:
Die Lebensmittelampel hat es bislang noch nicht in Deutschlands Supermärkte geschafft. Würden Verbraucher sich überhaupt nach ihr richten und Fett- und Zuckerbomben eher links liegen lassen? Ja, sagen Wissenschaftler der Uni Bonn.
Lebensmittelampeln haben Einfluss auf die Kaufentscheidung der Verbraucher.

Eine Lebensmittelampel macht Verbrauchern bewusst, wie ungesund manche Lebensmittel sind. – Foto: Gerhard Seybert - Fotolia

Rot, gelb, grün: Leicht verständlich soll die Ampelkennzeichnung auf den Packungen signalisieren, wie bedenklich der Konsum eines Lebensmittels ist. „Rot“ symbolisiert zum Beispiel einen hohen Anteil an Fetten, Zucker oder Salz, „Grün“ dagegen einen geringen. Gelb nimmt wie bei der Verkehrsampel eine Mittelposition ein. 

„Bislang ist noch kaum wissenschaftlich untersucht, welche Wirkung diese Ampelsignale auf die Bewertungsprozesse bei Kaufentscheidung im Gehirn von Konsumenten haben“, sagt Prof. Dr. Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn. Hilft die Ampel Verbrauchern, sich beim Einkauf für eine gesündere Ernährungsweise zu entscheiden? Dieser Frage gingen Wissenschaftler des CENs in einer Studie nach.

35 Probanden mussten in den Hirnscanner

Insgesamt 35 Probanden, davon 19 Frauen, nahmen an der Untersuchung am Life&Brain Center in Bonn teil. Im Hirnscanner wurden die Nährstoffangaben zu 100 Produkten eingeblendet – von der Schokolade über Joghurt bis hin zu Fertiggerichten. Die Teilnehmer bekamen diese Informationen entweder über herkömmliche Nährwertkennzeichnungen mit Gramm- und Prozentzahlen pro Portion oder über die Ampelkennzeichnung zu sehen. Anschließend mussten sie angeben, wie viel sie für das jeweilige Produkt zu zahlen bereit sind.

Die Teilnehmer boten deutlich mehr Geld für das gleiche Produkt, wenn die Ampelauszeichnung „grün“ war, als wenn die herkömmliche Darstellung der Nährstoffwerte aufschien. Sprang die Ampel dagegen auf „Rot“, sank die Kaufbereitschaft stärker als bei den konventionellen Angaben. „Die Ampelauszeichnung wirkt also offenbar wie ein Verstärker: Die Gesundheitsrelevanz der Inhaltsstoffe wird stärker bei der Kaufentscheidung berücksichtigt als bei reinen Auflistungen“, sagt Erstautorin Laura Enax vom CENs.

Bei Lebensmittelampeln ist das Belohnungssystem aktiv

Während die Probanden überlegten, welchen Preis sie für das jeweilige Produkt zahlen wollten, registrierten die Wissenschaftler mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie die Aktivität verschiedener Hirnregionen. Eine rote Ampelauszeichnung aktivierte eine Struktur in der linken unteren Stirnwindung, der Funktionen der Selbstkontrolle zugeschrieben werden. Diese Aktivität beeinflusste den ventromedialen präfrontalen Cortex, der die Kaufbereitschaft über das Belohnungssystem anspricht und dafür sorgte, dass die Probanden weniger bezahlen wollten.

„Die Ampelauszeichnung scheint die Untersuchungsteilnehmer dazu zu befähigen, ungesunden Lebensmitteln besser zu widerstehen im Vergleich zu den herkömmlichen Angaben über Gramm- und Prozentwerte der jeweiligen Inhaltsstoffe. Wahrscheinlich sorgt sie dafür, implizit stärker die Gesundheitsaspekte zu berücksichtigen“, fasst Prof. Weber das Ergebnis zusammen. Die Wissenschaftler der Universität Bonn wollen nun noch genauer untersuchen, wie verschiedene Arten von Lebensmittelauszeichnungen dazu dienen können, Verbraucher in ihren Entscheidungen zu unterstützen.

© Gerhard Seybert - fotolia.com

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