Lebensmittel: Nur selten zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände
Die Angst vor zu hohen Werten an Pflanzenschutzmitteln bei deutschen Lebensmitteln ist meistens unbegründet. Im Jahr 2016 wurden hierzulande nur bei 1,7 Prozent der untersuchten Erzeugnisse Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt. Die Quote stieg damit zwar leicht gegenüber dem Vorjahr an, bestätigt aber das seit Jahren niedrige Niveau an Überschreitungen. Das erklärte die „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2016“, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht wurde. Noch besser als konventionell hergestellte Waren schnitten Lebensmittel aus kontrolliert biologischer Erzeugung ab.
Karotten, Äpfel und Kartoffeln sind besonders sicher
Besonders bei häufig verzehrten Lebensmitteln wie Äpfeln, Karotten, Kartoffeln und saisonalen Erzeugnissen wie Erdbeeren oder Spargel sind seit Jahren kaum oder gar keine Überschreitungen der Höchstgehalte bei Pflanzenschutzmitteln festzustellen. Dagegen tauchen Bohnen und frische Kräuter regelmäßig in der Liste der Kulturen mit den meisten Überschreitungen auf. Während sich die Quote bei Bohnen gegenüber 2015 jedoch deutlich reduziert hat, ist sie bei frischen Kräutern auf relativ hohen Niveau geblieben (5,6 Prozent). Negative Spitzenreiter bei den Überschreitungen waren im Jahr 2016 wilde Pilze mit 12,4 Prozent sowie Johannisbeeren mit 9,5 Prozent.
Die auffälligsten Lebensmittel kamen 2016 aus der Gruppe Mukunuwenna (Alternanthera sessilis) und Wasserspinat (Ipomea aquatica) aus Sri Lanka bzw. Thailand mit einer Überschreitungsquote von 56,5 Prozent (23 Proben; davon 13 Überschreitungen). Insgesamt stellen beide jedoch eher Nischenprodukte dar. Es handelt sich um amphibische Pflanzen, die vorwiegend in der asiatischen und afrikanischen Küche sowohl als Blattgemüse oder Salat verzehrt als auch für medizinische Zwecke genutzt werden.
Glyphosat nur selten gefunden
Zu den Wirkstoffen mit den häufigsten Überschreitungen gehörten im Jahr 2016 wie im Vorjahr Kupfer (2,6 Prozent), Fosetyl (1,3 Prozent), Quecksilber (1,4 Prozent) und Acetamiprid (0,9 Prozent). Kupfer ist auch als Futtermittelzusatzstoff zugelassen und überschreitet daher häufig in Rinder- und Schafsleber den Rückstandshöchstgehalt, der für die zulässigen Pflanzenschutzmittelanwendungen bei pflanzlichen Erzeugnissen ausgelegt ist.
Bei Glyphosat kam es 2016 zu 11 Überschreitungen bei einer Probenzahl von 4.058 Proben (0,3 Prozent). Hierbei handelte es sich in sechs Fällen um Honig (davon fünf Proben aus Deutschland), in vier Fällen um Buchweizen und in einem Fall um Hirsekörner.
Bio-Lebensmittel wurden wie in den Vorjahren besonders intensiv kontrolliert. Etwa jede zehnte Untersuchung entfiel auf dieses Marktsegment, dessen Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt unter 5 Prozent liegt. 71 Prozent der kontrollierten Biowaren enthielten keine quantifizierbaren Rückstände; bei konventionell hergestellter Ware waren dies nur 38,7 Prozent. Auch der Anteil der Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen war bei Bio-Lebensmitteln mit 1,0 Prozent geringer als bei konventionell erzeugter Ware (2,6 Prozent).
Auch Säuglingsnahrung ist belastet
Probleme gibt es allerdings nach wie vor bei der Säuglingsnahrung und das auch bei ökologisch erzeugten Produkten. So wurden im Jahr 2016 in 4,3 Prozent der Proben Rückstände von Phosphonsäure über dem zulässigen Höchstgehalt gefunden. Dabei hat es sich bei 12 von 19 Proben um Erzeugnisse aus ökologischem Anbau gehandelt. Die Rückstände können als Folge der Anwendung des fungiziden Wirkstoffs Fosetyl, aber auch aus anderen Eintragsquellen wie durch die legale Anwendung von phosphonathaltigen Düngern auftreten, welche auch im ökologischen Landbau zulässig sind.
Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, werden durch den risikoorientierten Ansatz der Kontrollen häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht. Der Anteil an Proben, bei denen Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, ist dadurch überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln niedriger ist, als es die hier angegebenen Zahlen vermuten lassen.
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