Lebensbedingungen im Alter hängen von altersgerechtem Wohnraum ab
Der deutsche Wohnungsbestand muss dem demografischen Wandel angepasst und an vielen Stellen altersgerecht umgebaut werden. Bis zu 2 Mio. Wohnungen sind bereits heute nicht oder nur unzureichend barrierearm ausgestattet, mahnt die KfW mit Blick auf die Ergebnisse einer Studie, die die Prognos AG im Auftrag der Bankengruppe erstellt hat.
50 Mrd. Euro für altersgerechten Wohnraum nötig
Die Prognos AG schätzt den Investitionsbedarf für die altersgerechte Wohnraumgestaltung bis zum Jahr 2030 auf rund 50 Mrd. Euro – ausgehend von einem zusätzlichen altersgerechten Wohnungsbedarf von etwa 2,9 Mio. Wohneinheiten bis zum Jahr 2030. Eine maßgebliche Bedeutung komme dabei dem altersgerechten Umbau zu.
Denn zum einen reiche der altersgerechte Neubau angesichts der rapiden Zunahme der älteren Bevölkerung in den kommenden Jahren rein quantitativ nicht aus. Zum anderen lebe bereits heute die Mehrheit der älteren Bevölkerung in Gebäuden mit höherem Baualter.
Verantwortlich für den hohen Investitionsbedarf sei die demografische Entwicklung, betonen die Forscher von Prognos weiter. So werde bundesweit die Anzahl der Senioren im Alter von 65 Jahren und älter von 16,8 Mio. im Jahr 2010 um 33 Prozent auf rund 22,3 Mio. im Jahr 2030 steigen. Für die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland erwarte man einen Anstieg von etwa 2,5 Mio. (2012) auf etwa 3,4 Mio. Fälle im Jahr 2030.
Dabei verlaufe der demografische Wandel regional sehr unterschiedlich. So findet bspw. in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg mit etwa 40 Prozent der stärkste Zuwachs der Senioren der Altersgruppe ab 65 Jahren statt. Für Berlin wird mit einem Zuwachs von 34 Prozent gerechnet.
In Bezug auf die absolute Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum bestehe mit etwa 4,7 Mio. Senioren (65+) im Jahr 2030 im Land Nordrhein-Westfalen das größte Nachfragepotential.
Altersgerechter Umbau von Wohnraum wird an Bedeutung gewinnen
„Die Zahlen zeigen, dass der altersgerechte Umbau von Wohnraum an Bedeutung gewinnen wird“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Zeuner sieht darin für Teile der Wohnungswirtschaft und viele Hausbesitzer eine finanzielle Herausforderung. „Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, mit Hilfe eines altersgerechten Wohnens, die Lebensqualität zu erhöhen“, sagt er.
Denn die baulichen Gegebenheiten von Wohnungen und Wohnumfeld haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Möglichkeiten eines selbständigen und selbstbestimmten Lebens von Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen, heißt es in der Prognos-Studie weiter. Ein möglichst langer Verbleib in der gewohnten Umgebung – bis hin zur Erhaltung des räumlichen Orientierungsrahmens und der Pflege und den Erhalt sozialer Beziehungen – sei somit möglich.
Darüber hinaus besitzt ein altersgerechtes Wohnumfeld eine präventive Wirkung im Sinne der Vermeidung von Stürzen und Unfällen. Etwa 25 Prozent aller Stürze von älteren Personen lassen sich auf Barrieren oder bauliche Mängel in Privathaushalten zurückführen, führt Prognos aus.
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