Land Berlin plant Halbierung von Impfzentren

Mangels Nachfrage plant das Land Berlin, fast die Hälfte seiner Impfzentren zu schließen. – Foto: AdobeStock hkama
Es ist eine Gratwanderung: Schon einmal wurden Impfzentren geschlossen, weil die Nachfrage sank und ein Ende der Pandemie in Reichweite schien. Dann mussten sie wieder ausgemottet werden, um des Massenanfalls von Impflingen in der nächsten Infektionswelle Herr zu werden. Jetzt gerade ist die Lage wieder so, wie am Anfang beschrieben. Im Berliner Senat gibt es deshalb Überlegungen, die Zahl der landeseigenen Impfeinrichtungen von elf auf fünf zu reduzieren und damit fast zu halbieren. Das berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) unter Berufung auf Gesundheitskreise.
Impfzentren: Tageskapazität soll von 17.000 auf 3.600 sinken
Damit würde die Tageskapazität für Corona-Impfungen in offiziellen Impfzentren oder Impfstellen von bisher 17.000 auf gut 3.600 sinken, heißt es in einem Bericht des rbb weiter. Das Berliner Gesundheitsministerium (in Berlin „Senatsverwaltung für Gesundheit“ genannt) begründet den Schritt damit, dass die Impfzentren zuletzt zu weniger als 50 Prozent ausgelastet gewesen seien. Auch bei den kleineren vom Land betriebenen Impfstellen sei die Nachfrage gering gewesen.
Impfzentren kosten 17 Millionen Euro im Monat
Nach Angaben der Behörde kosten allein die drei großen Impfzentren auf dem Messegelände, dem benachbarten Internationalen Congress Centrum (ICC) und in Gebäuden des ehemaligen Flughafens Tegel das Land jeden Monat gut 17 Millionen Euro. Die Kosten umfassen die Mittel für den Betrieb, die Miete, Sachmittel und das Personal. Bei einer geringeren Auslastung fallen weniger Personalkosten an. Die Kosten für Betrieb oder Miete bleiben aber gleich.
Welche Impfzentren bleiben, welche werden geschlossen?
Erhalten werden sollen die Impfzentren im ehemaligen Flughafen Tegel und im Internationalen Congress Centrum (ICC) am Messegelände, außerdem der Impfstandort im Ring-Center an der Frankfurter Allee, bei Ikea in Lichtenberg und das Drive-in auf dem Parkplatz von Möbel Höffner, ebenfalls in Lichtenberg. Geschlossen werden sollen das Impfzentrum in der Messehalle am Funkturm, die Impfstellen auf der Trabrennbahn Karlshorst, im Freizeitforum Marzahn, bei Ikea in Tempelhof und in den Spandauer Arcaden. Von den bisher 23 mobilen Impfteams sollen nach dem Plan 12 erhalten bleiben.
DRK-Präsident Czaja für Erhalt von Impfzentren
Der Präsident des Berliner Landesverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Mario Czaja, warnte in der rbb-Abendschau davor, zu viele Impfstellen zu schließen: „Das kostet Geld, Infrastruktur vorzuhalten wie bei einer Feuerwehr, aber die würde man ja auch nicht abschaffen, nur weil momentan kein Haus brennt", sagte Czaja, der seit Ende Januar auch Generalsekretär der Bundes-CDU ist. Man brauche auch weiterhin eine Impf-Infrastruktur, weil man nicht wisse, wie sich die Pandemie noch entwickeln werde.
Verhandlungen zwischen Land und DRK laufen noch
Das letzte Wort über den Fortbestand der Impfzentren ist dem rbb-Bericht zufolge aber noch nicht gesprochen. Die Verhandlungen zwischen Gesundheitsverwaltung und dem Deutschen Roten Kreuz liefen noch. Der Vertrag zwischen dem Land Berlin und dem Landesverband des DRK für den Betrieb der drei großen Impfzentren läuft Ende Februar aus. Die Gesundheitsverwaltung ist noch am Abwägen, ob eine mögliche vierte Impfung gegen das Corona-Virus die Zentren bald wieder nötig machen könnte. Auch die künftig möglichen Impfungen mit dem neu entwickelten Impfstoff „Novavax“ fließen in die Überlegungen mit ein. Das Präparat ist ein Proteinimpfstoff, der anders als die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna ohne mRNA-Bausteine konstruiert ist, und deshalb auch für Impfskeptiker akzeptabel sein könnte.