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Kurzfristige Sprechstunde beim Psychotherapeuten

Montag, 3. April 2017 – Autor:
Seit dem 1. April können Menschen mit psychischen Beschwerden kurzfristig einen Termin bei einem Psychotherapeuten erhalten. Diese bieten dafür eine neue Sprechstunde an.
Therapiesitzung

Patienten bekommen jetzt schneller eine Sprechstunden beim Psychotherapeuten – Foto: Photographee.eu - Fotolia

Dieses Angebot ist für die Therapeuten verpflichtend und in der neuen Psychotherapierichtlinie festgeschrieben. Ratsuchende können dadurch deutlich schneller als bislang ein erstes Gespräch führen, wenn sie sich in einer Krisensituation befinden und bei psychischen Beschwerden nicht mehr weiter wissen.

„Für Patienten sind die langen Wartezeiten auf ein erstes Gespräch bei einem Psychotherapeuten damit Vergangenheit", sagt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Die Wartezeit auf den ersten Termin sollte im besten Fall ein bis zwei Wochen betragen. Einen Termin vermitteln auch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese müssen binnen vier Wochen einen Termin anbieten oder alternativ an eine ambulante Sprechstunde an einer Klinik vermitteln.

Kurzfristige Sprechstunde beim Psychotherapeuten

Niedergelassene Psychotherapeuten mit einem ganzen Praxissitz müssen für mindestens 100 Minuten in der Woche eine solche Sprechstunde einrichten, das entspricht vier 25-Minuten-Terminen. Außerdem müssen sie ihre telefonische Erreichbarkeit an mindestens 200 Minuten pro Woche gewährleisten, entweder persönlich oder durch Praxispersonal.

Viele Psychotherapeuten sind mit den regelmäßigen Sitzungen für ihre zu festen Zeiten einbestellten Patienten so ausgebucht, dass Ratsuchende bei einem Anruf in der Praxis nur bei einem Anrufbeantworter landen. Der teilt dann mit, dass derzeit keine Termine frei seien. Eben das soll sich nun durch das Angebot der kurzfristigen Sprechstunden ändern.

Ist eine Behandlung überhaupt nötig?

Das kann für manchen Patienten den akuten Leidensdruck mindern. In dieser psychotherapeutischen Sprechstunde erfährt der Patient nun rascher, wie seine psychischen Beschwerden einzuschätzen sind. Was kann er selbst tun, damit es ihm psychisch wieder besser geht. Welche weitere Beratung kann er nutzen. Braucht er womöglich eine Kurz- oder Langzeittherapie, weil er an einer psychischen Erkrankung leidet. Wäre eine Einzel- oder Gruppentherapie besser für diesen Fall geeignet. Es kann auch sein, dass ein Patient eine Überweisung in ein Krankenhaus benötigt.

Oder er erfährt, dass es andere Möglichkeiten gibt, den Beschwerden beizukommen und statt einer psychotherapeutschen Behandlung eine andere medizinische Therapie zu empfehlen wäre. Jeder Erwachsene darf je Psychotherapeut bis zu sechsmal 25 Minuten Sprechstundenzeit in Anspruch nehmen. Kinder, Jugendliche und deren Eltern haben Anspruch auf bis zu zehnmal 25 Minuten.

Akuttherapie kann vor Krankenhaus-Einweisung bewahren

Um einer womöglich notwendigen stationären Behandlung vorzubeugen und den Patienten kurzfristig zu stabilisieren und beispielsweise seine Arbeitsfähigkeit zu erhalten, gibt es neben der neuen Sprechstunde auch eine neue Akuttherapie. 24 Sitzungen à 25 Minuten stehen dafür zur Verfügung. Der Krankenkasse müssen diese Akuttermine nur gemeldet werden. Ein Antrag ist nicht nötig.

Jeder gesetzlich Krankenversicherte kann sich in der psychotherapeutischen Sprechstunde beraten lassen. Dafür sollte er telefonisch einen Termin verabreden und zum Gespräch seine Versichertenkarte mitbringen. Ein Antrag bei der Krankenkasse ist nicht notwendig.

Die Zahl der Behandlungsplätze erhöht sich nicht

Das bedeutet nicht, dass der Therapeut, dessen Sprechstunde man besucht hat, automatisch auch die langfristige Behandlung übernimmt. Das kann auch ein Kollege sein, der auf die spezielle Erkrankung des Patienten spezialisiert ist oder eben gerade Kapazitäten hat. "Insgesamt erhöht sich nicht die Zahl der Behandlungsplätze, sondern sie wird eher noch knapper. Viele Patienten werden im Anschluss an die Sprechstunde weiterhin lange warten müssen, bis sie eine ambulante Psychotherapie beginnen können", warnt Munz allerdings.

Mittlerweile wurden daher auch Online-Therapien entwickelt, die sich bei weniger gravierenden psychischen Leiden durchaus als wirksam erweisen.

Foto: photographee.eu/fotolia.com

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