Künstliche Intelligenz soll demografischen Wandel erleichtern

Sogenannte Assistenzroboter können Menschen helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – Foto: ©M.Dörr & M.Frommherz - stock.adobe.com
Pflegerobotik, medizinische Diagnosen, Assistenzsysteme für zu Hause, mobile Rehabilitation – Die Liste der möglichen Anwendungen für Künstliche Intelligenz in der Medizin und der Pflege ist lang. Und viele Anwendungen sind bereits Realität, wie Experten auf dem diesjährigen Demografiekongress in Berlin betonten. Künstliche Intelligenz solle dabei niemanden ersetzen, sondern die Menschen unterstützen. Das erklärte Prof. Dr. Sami Haddadin von der TU München auf dem Kongress. „KI ist ein Werkzeug, das uns helfen soll“, fasste der Experte für Robotik und Systemintelligenz zusammen. KI könne dabei auch den demografischen Wandel erleichtern und ältere Menschen in ihrem Alltag unterstützen.
Doch nicht selten werde KI noch als etwas Bedrohliches wahrgenommen, wie Dr. Norbert Reithinger vom Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) betonte. Dabei seien KI-basierte Systeme jetzt schon ein großer Teil unseres Alltags. „In jedem Handy steckt auch KI“, so Reithinger.
Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz sind groß
Es ist also nicht nur der vielbesprochene Pflegeroboter, durch den Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen zur Anwendung kommt. KI kann auf verschiedene andere Weise dazu beitragen, Ärzte, Pflegende und Patienten zu unterstützen. So kann KI neben sogenannten Smart-Home-Systemen auch die Mobilität und Kommunikation verbessern, die Rehabilitation zu Hause unterstützen sowie den Wissenstransfer erleichtern. Auch medizinische Anwendungen sind bereits Realität. Hier trägt KI beispielsweise dazu bei, das Risiko für einen plötzlichen Herztod zu bestimmen und andere Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Roboter: Sensomotorische Fähigkeiten sind besondere Hausforderung
Die sogenannte verkörperlichte KI - der Roboter - wird aller Voraussicht nach allerdings eine immer wichtigere Rolle spielen. Die physische Aktion von KI zu koordinieren, ist dabei eine ganz besondere Herausforderung, wie Prof. Haddadin betonte. Besonders wichtig seien dabei die sensomotorischen Fähigkeiten der Roboter.
Vor allem wenn sie direkt am Menschen arbeiteten, müsse die Anwendung der Roboter „sicher und feinfühlig“ sein, das heißt, sie müssen unter anderem auf menschliche Bewegungen reagieren können. Dies sei bereits möglich, so Haddadin. In der Entwicklung befinden sich auch viele weitere Anwendungen von Künstlicher Intelligenz, wie beispielsweise die Herstellung von sogenannten „digitalen Zwillingen“, die unter anderem zur Diagnose herangezogen werden können, oder von chirurgischen Assistenten.
Beim Transfer in die Anwendung hinkt Deutschland hinterher
Nicht nur Künstliche Intelligenz, sondern auch die generelle Digitalisierung des Gesundheitswesens soll das Leben der Menschen erleichtern und die Gesundheitsversorgung verbessern. „Fachkräftemangel, Digitalisierung und demografischer Wandel hängen zusammen“, betonte auch Ulf Fink, Senator a.D. und Kongresspräsident. Und Thomas Rachel, MdB und Staatssekretär am Bundesministerium für Forschung und Bildung, bestätigte: „Künstliche Intelligenz wird ein Treiber von Veränderungen sein“. Deutschland sei darin auf einem guten Weg, vor allem in der Grundlagenforschung. Beim Transfer in die Anwendung bestehe allerdings noch Verbesserungsbedarf.
KI ohne große Datenmengen nicht möglich
Dies sei ein generelles Problem bei der Digitalisierung, erklärte Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin eHealth und Interoperabilität vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH). In Deutschland seien nach wie vor viele Barrieren vorhanden, die es in anderen Ländern nicht gebe. Dazu gehöre auch eine besonders strenge Auffassung von Datenschutz.
Auch Haddadin betonte, dass bei aller Bedeutung des Datenschutzes und anderer ethischer Überlegungen KI-basierte Systeme erst zur Anwendung kommen können, wenn ausreichend gesundheitsbezogene Daten vorhanden seien: „Diese Daten müssen irgendwo gesammelt und bereitgestellt werden. Und je mehr, desto besser.“ Ob dabei ein besonderes Datenschutzsiegel auch zu Wettbewerbsvorteilen führen könne, blieb in der Diskussion offen.
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