Kühlung nach Herzstillstand weiter umstritten
Leitlinien empfehlen, bei Patienten, die nach einem Herzstillstand reanimiert wurden, die Körpertemperatur auf 32 bis 34 Grad zu senken. Dies soll den Stoffwechsel verlangsamen, so dass die Organe weniger Sauerstoff benötigen und bleibende Gehirnschäden reduziert werden. Obwohl die These einleuchtend klingt und auch durch zwei Studien aus dem Jahr 2002 unterstützt wird, bleibt die Empfehlung umstritten. Denn Untersuchungen der vergangenen Jahre konnten die positiven Ergebnisse meist nicht wiederholen.
Nun ist wiederum eine Studie, die kürzlich beim Kongress der American Heart Association (AHA) in Dallas vorgestellt und im amerikanischen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, enttäuschend verlaufen. Die empfohlene Hypothermie konnte nicht die erhoffte Wirkung erzielen. An der Studie nahmen 1359 Patienten teil. Von den Teilnehmern, deren Körpertemperatur gekühlt worden war, überlebten 62,7 Prozent; bei denen, die keine Hypothermie erhalten hatten, waren es 64,3 Prozent. Die Unterschiede wurden von den Autoren als statistisch nicht signifikant eingestuft.
Mehr Komplikationen nach Kühlung
Allerdings gab es bei der Kühlung nach einem Herzstillstand mehr Komplikationen. So kam es in dieser Gruppe bei 26 Prozent zu einem erneuten Herzstillstand, bei den anderen Patienten nur bei 21 Prozent. Zudem erlitten in der Gruppe, die eine Hypothermie erhalten hatte, mehr Patienten ein Lungenödem und ihre arteriellen Blutgaswerte waren schlechter.
Umstritten ist, worauf die schlechten Ergebnisse basieren. So war in den Studien aus dem Jahr 2002 die Körpertemperatur durch Eisbeutel oder eine Kühlmatte gesenkt worden, während in der aktuellen Untersuchung eine intravenöse Kühlung vorgenommen wurde. Eventuell könnte dies einer der Gründe für das negative Resultat sein. Zudem gab es auch noch andere Unterschiede – so war beispielsweise die Endtemperatur in der aktuellen Studie höher. Mit einer baldigen Änderung der Leitlinien wird vorerst jedenfalls nicht gerechnet.
Kühlung nach Herzstillstand kann Fieber verhindern
Auch in einer anderen, ebenfalls beim AHA-Kongress vorgestellten Studie konnte kein großer Nutzen der Kühlung nach Herzstillstand gefunden werden. Die schwedischen Forscher hatten bei 939 Patienten zwei Varianten der therapeutischen Hypothermie miteinander verglichen. Bei der einen Gruppe wurde die Körperkerntemperatur nur auf 36 Grad Celsius gesenkt, während bei den anderen Patienten 33 Grad angestrebt wurden. Das Fazit: Die Unterschiede in der Mortalität bei Studienende waren nicht signifikant.
Dennoch glauben die schwedischen Autoren weiter an das Prinzip der Kühlung. Für sie sind die Ergebnisse sogar eine mögliche Bestätigung des Nutzens der Therapie – auch wenn die stärkere Kühlung keinen Vorteil zeigte. Doch in beiden Gruppen waren die Überlebensraten vergleichsweise hoch. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist es also möglicherweise nicht so wichtig, wie niedrig die Temperatur am Ende ist, doch die kontrollierte Abkühlung des Körpers könnte verhindern, dass die Patienten ein prognostisch ungünstiges Fieber entwickeln. Somit hat die Hypothermie vielleicht nicht genau den Nutzen, der ihr bisher zugeschrieben wurde, doch möglicherweise kann sie immerhin Schlimmeres verhindern.
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