Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kühlkleidung hilft Patienten mit Multipler Sklerose

Montag, 31. Oktober 2022 – Autor:
Bei Patienten mit Multipler Sklerose kann es zu einer erhöhten Wärme-Empfindlichkeit kommen (Uhtoff-Phänomen), die die Symptome verstärkt. Kühlkleidung hilft. Die Kasse bezahlt sie nicht.
Viele MS-Patienten reagieren mit einer Symptom-Verschlechterung auf hohe Temperaturen

– Foto: Adobe Stock/Günter Albers

Bei Patienten mit Multipler Sklerose kann es zu einer erhöhten Wärme-Empfindlichkeit kommen, die die Symptome verstärkt (Uhtoff-Phänomen). Der Sommer 2022 hat vielen der etwa 280.000 MS-Erkrankten hierzulande zu schaffen gemacht, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Bundesverband.

Der Ärztliche Beirat der DMSG hat viele neue Studien zum therapeutischen Effekt von Kühlkleidung beim Uhtoff-Phänomen ausgewertet. Fazit: Sie wirkt. Von den Kassen wird sie bislang nicht bezahlt.

Neurologische Symptome nehmen bei Hitze zu

Hintergrund: Bei erhöhter Körpertemperatur durch Fieber, hoher Umgebungstemperatur oder körperlicher Anstrengung nehmen neurologische Symptome bei MS zu und verstärken bereits bestehende Beeinträchtigungen. Das zeigt sich meist durch Doppelbilder, Muskelschwäche (Lähmungen), Gleichgewichtsstörungen, Sensibilitätsstörungen sowie Einschränkungen der Blasen- und/oder Darmfunktion.

Auch ein bestehendes Fatigue-Syndrom ist oft verschlechtert. Hierbei handelt es sich um eine abnorm erhöhte Erschöpfbarkeit, die erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität hat und die Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf deutlich einschränkt.

Bis zu 80 Prozent der MS-Patienten leiden am Uhtoff-Phänomen

Die Häufigkeit des Uhthoff-Phänomens wird bei 60 bis 80 Prozent der MS-Erkrankten vermutet. Hierbei spielen die bei MS bestehende segmentale Demyelinisierung von Nervenfasern, gestörte Nervenleitungen und Hitzeempfindlichkeit die zentrale Rolle, wahrscheinlich auch Störungen im autonomen Nervensystem im Sinne einer beeinträchtigten Schweißregulation.

Schon lange ist bekannt, dass persistierende MS-Symptome wie Gliedmaßenataxie durch lokale Kühlung in Eiswasser kurzfristig (30 bis 60 Minuten) verbessert werden können, so dass diese Therapie seit langem Bestandteil der Ergotherapie zum Beispiel in Reha-Kliniken ist.

Kühlkleidung hilft Patienten mit Multipler Sklerose

Beim Uhthoff-Phänomen stehen wirksame medikamentöse Therapien nicht zur Verfügung. Die Behandlungsmaßnahmen zielen daher vor allem auf die Senkung der Körpertemperatur und die Vermeidung von Hitze ab. In mehreren klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Abkühlung durch Kühlkleidung Gangstörungen, Muskelkraft, Fatigue-Symptomatik und Lebensqualität verbessern kann.

Auch Gehgeschwindigkeit, Beinkraft, feinmotorische Fähigkeiten und Sehfähigkeit verbesserten sich. Das ist  auch deswegen wichtig, weil gerade MS-Patienten gehalten sind, regelmäßig Sport zu treiben. Kühlkleidung hilft also Patienten mit Multipler Sklerose.

Kühlung kann auch prophylaktisch eingesetzt werden

Kühlwesten, Stirnbänder, Nackentücher, Kühlhauben oder Kühlstrümpfe sind daher eine wesentliche Therapieoption bei MS-bedingter erhöhter Wärmeempfindlichkeit, so das Fazit des Ärztlichen Beirates. Eine Symptom-Verschlechterung könne damit zugleich prophylaktisch vermieden werden, wenn verstärkte Hitze für einen absehbaren Zeitraum (Fieber, Sport, hohe Außentemperaturen) unausweichlich ist.

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Autoimmunerkrankungen , Multiple Sklerose , Neurologie

Weitere Nachrichten zum Thema Multiple Sklerose

14.11.2021

Mit einer krankheitsmodulierenden Immuntherapie kann heute meist die Rate an MS-Schüben gesenkt werden. Nun deuten Daten aus Skandinavien daraufhin, dass eine frühe aggressive Therapie bessere Ergebnisse bringt als eine moderate Therapie, die nur bei Verschlechterung intensiviert wird.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin