Kreidezähne bei Kindern: Was Eltern tun können

Rund acht Prozent der Kinder zwischen sechs und zwölf müssen in Deutschland aufgrund von „Kreidezähnen“ zum Zahnarzt zur Behandlung. – Foto: AdobeStock/RFBSIP
Schmerzempfindlich, löcherig, fleckig, porös: Wenn die Milchzähne bei Kindern solche Merkmale aufweisen, spricht man von „Kreidezähnen“. Acht Prozent aller Sechs- bis Zwölfjährigen oder 450.000 Kinder leiden in Deutschland daran. Kreidezähne entstehen in frühester Kindheit: In einer bestimmten Phase der Zahnbildung kommt es zu einer Strukturschädigung der Zahnhartsubstanz. Teils fehlt dann sogar der Zahnschmelz und damit die bei gesunden Zähnen extrem harte äußere Schutzschicht. Außerdem sind Zähne dann besonders empfindlich gegenüber Kältereizen (wie beim Eis-Essen) und können auch beim Zähneputzen wehtun.
Weicher Zahnschmelz macht Zähne anfällig für Karies
Und noch ein Problem kann bei Kreidezähnen auftreten: Der zu weiche Zahnschmelz macht die Zähne anfälliger für Karies oder lässt sie sogar einbrechen. Ein Hinweis für den Zahnschmelzdefekt können dunkle Flecken auf Eck- oder Backenzähnen sein, die gerade durchgebrochen sind. „Wenn man zu lange wartet und nicht regelmäßig putzt, entwickelt sich dort aber eine Karies", warnt Professor Ulrich Schiffner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in der aktuellen Ausgabe des Apothekenmagazins „Baby und Familie".
Zement, Kunststoff, Kronen: So kann der Zahnarzt Kreidezähne „reparieren“
„Werden vom Zahnarzt ‚Kreidezähne‘ festgestellt, ist das ist das kein Grund, in Panik zu geraten“, schreibt das Magazin „Baby und Familie“. „Bricht eine Stelle ein, füllt der Zahnarzt die Lücke mit Zement oder Kunststoff – wie bei Karies. Sind die Zähne sehr weich, gibt es Milchzahnkronen aus Stahl. Die Kosten für Milchzahnfüllungen und Stahlkronen übernehmen die Krankenkassen. Bröselt ein Zahn allerdings zu stark, muss er gezogen werden.“
Eine Versiegelung der Milchzähne komme nur in Ausnahmefällen infrage – bei sehr hohem Kariesrisiko. Bei bleibenden Zähnen dagegen gilt eine Versiegelung als eine bewährte Maßnahme. Ein Hoffnungsschimmer gibt es dem Apothekenmagazin zufolge: „Kreidezähne bedeuten nicht automatisch einen Defekt bei den bleibenden Zähnen.“ Während Kreidezähne in einer bestimmten begrenzten Zeit der frühkindlichen Zahnbildung entstehen, bildet sich der Zahnschmelz von bleibenden Zähnen über Jahre – bis zum fünften Lebensjahr.
Mögliche Ursachen für Kreidezähne: Weichmacher, Mikroplastik, Antibiotika
Obwohl Kreidezähne neben Karies die häufigste Zahn-Erkrankung bei Kindern sind, steht die Erforschung dieser Krankheit noch am Anfang. Folgende mögliche Ursachen oder ein Zusammenspiel davon werden in der Wissenschaft als Erklärungsansätze diskutiert: Mikroplastik in Spielzeugen oder in kosmetischen Produkten, Kunststoffweichmacher wie Bisphenol A in Babyprodukten, Probleme in der Schwangerschaft, Erkrankungen wie Windpocken, aber auch die Einnahme von Antibiotika.
Daten und Fakten zum Thema „Kreidezähne“
Im „Barmer-Zahnreport 2021“ haben sich Experten der Krankheit vertieft gewidmet, die im Fachjargon „Molare-Inzisiven-Hypomineralisation“ (MIH) heißt. Hier ein paar interessanten Daten und Fakten aus dem Report zum Krankheitsbild „Kreidezähne“:
- Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Zuletzt hatten 9,1 Prozent der Mädchen und 7,6 Prozent der Jungen eine so schwere Form der Kreidezähne, dass sie zahnärztlich behandelt werden mussten.
- Kinder bekommen seltener Kreidezähne, wenn die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt noch sehr jung oder schon älter als 40 Jahre war.
- Mütter, die bei der Geburt zwischen 30 und 40 sind, haben gut doppelt so häufig Kinder mit Kreidezähnen.
(Quelle: Barmer-Zahnreport 2021)