Krebsfrüherkennung: Deutsche fühlen sich schlecht beraten

Die Krebsfrüherkennung wird laut Gesundheitsmonitor kaum hinterfragt
Ärzte haben eine Schlüsselrolle, wenn es um die Entscheidung zur Teilnahme an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen geht. So verlassen sich 84 Prozent der Deutschen auf die Empfehlungen ihres Arztes, insbesondere ihres Hausarztes. Allerdings fühlen sich nur knapp die Hälfte der Patienten (46 Prozent) von ihrem Arzt über Nutzen und Risiken des Screenings aufgeklärt. Zu diesen Ergebnissen kommt der Gesundheitsmonitor 2014 von Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK. Demnach weiß lediglich ein Drittel, dass eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung auch Risiken haben kann, etwa falsche Befunde, die zu psychischen Belastungen oder gar überflüssigen Operationen führen können.
Hälfte der Patienten fühlt sich unzureichend aufgeklärt
Klären die Ärzte unzureichend auf? Ja, meint Studienautorin Dr. Sylvia Sänger vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Eine ausgewogene Aufklärung der Patienten scheitere oft daran, dass selbst die Ärzte den Nutzen einer Krebsfrüherkennung überschätzten. „Um ihrer Schlüsselrolle bei der Entscheidungsfindung der Patienten gerecht zu werden, sollten Ärzte in der Kommunikation über Nutzen und Risiken gesondert geschult werden“, fordert daher die Gesundheitswissenschaftlerin.
Die Experten des Gesundheitsmonitors sehen allerdings nicht nur die Ärzte in der Pflicht. Damit die Menschen in die Lage versetzt werden, sich ein unabhängiges, differenziertes Bild von Chancen und Risiken, Nutzen und Schaden der Früherkennung zu machen, sollten sie auch ansprechendes Informationsmaterial erhalten, fordert die Bertelsmann-Stiftung. „Für jede Früherkennungsuntersuchung sollte ein Set an wissenschaftlich fundierten und leicht verständlichen Entscheidungsmaterialien über verschiedene Kanäle angeboten werden", sagt Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Hier seien alle Beteiligten im Gesundheitswesen in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten.
Krebs verursacht mehr als ein Viertel aller Todesfälle in Deutschland
Für die Studie wurden 1.800 Erwachsene befragt. Der Gesundheitsmonitor analysiert und bewertet jedes Jahr das gesundheitliche Versorgungsgeschehen in Deutschland. Mit 221 611 Todesfällen ist Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.
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