
Ärzte informieren ihre Patienten zu selten über alle Aspekte der Krebsfrüherkennung – Foto: ©Jürgen Fälchle - stock.adobe.com
Das deutsche Programm zur Krebsfrüherkennung sieht verschiedene Untersuchungen für Frauen und Männer vor: Die Untersuchungen detektieren Darmkrebs und Hautkrebs, Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen sowie Prostatakrebs bei Männern. Eigentlich ist das eine gute Sache und Ärzte sollten froh sein, wenn ihre Patienten die Früherkennung wahrnehmen. Schließlich ist Krebs im Frühstadium oft noch heilbar.
Doch wer an der Krebsfrüherkennung teilnimmt, wird vom Arzt oft nicht über die Vor- und Nachteile aufgeklärt, insbesondere über die möglichen Nachteile wird selten geredet. Das zeigt eine repräsentative Befragung von mehr als 2.000 gesetzlich Versicherten für den „Versorgungs-Report Früherkennung“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Nachteile kein Thema
Beispiel Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs: Nur etwa 55 Prozent der teilnehmenden Frauen wurden nach eigenen Angaben über die Vorteile der Pap-Abstrich-Untersuchung informiert. Und gerade mal 25 Prozent wurden von ihrem Frauenarzt über mögliche Nachteile der Untersuchung wie falsch positive Befunde aufgeklärt.
Auch bei der viel umworbenen Darmspiegelung zeigen sich Defizite in der Arzt-Patientenkommunikation: Die Information über die Nachteile der Darmspiegelung erfolgt mit 36 Prozent wesentlich seltener als die Aufklärung über den Nutzen der Untersuchung (75%). Nur bei der Brustkrebs-Früherkennung war das Verhältnis ausgewogen: Jeweils etwa die Hälfte der teilnehmenden Frauen berichtete, dass sie über Nutzen beziehungsweise Nachteile aufgeklärt worden seien.
"Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Voraussetzungen für eine informierte Entscheidung der Versicherten oft fehlen", sagt Professor Norbert Schmacke, Mitherausgeber des Reports. Dabei habe der Nationale Krebsplan schon 2010 das Ziel formuliert, die Versicherten zu einer Entscheidung unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile zu befähigen. "Ärzte dürfen Fragen oder Bedenken ihrer Patienten, zum Beispiel zu möglichen Fehlalarmen durch falsche Befunde, nicht einfach wegwischen."
Patienten holen sich Infos im Internet
Aus dem Versorgungsreport geht hervor, dass sich die Versicherten vor allem per Internet über das Thema Früherkennung informieren. Dies geben 51 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer an. Eine fast ebenso große Rolle spielt der Hausarzt: 40 Prozent der befragten Frauen und 50 Prozent der Männer nennen ihn als Informationsquelle. "Bei der Förderung der informierten Entscheidung sind die Ärztinnen und Ärzte besonders gefragt", sagt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. "Sie sollten sich noch stärker als bisher mit dem Nutzen, aber auch den möglichen Risiken und Nachteilen der Früherkennung auseinandersetzen und diese ihren Patienten vermitteln."
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