Krebserregendes Antimon im Blut von Berliner Polizisten gefunden
In der Berliner Schießstand-Affäre gibt es neue Erkenntnisse. Laut dem Sender rbb wurden bei 43 von 45 Polizisten bedenklich erhöhte Antimonwerte im Blut nachgewiesen, bei einigen sei der zulässige Grenzwert sogar um das Vierfache überschritten worden. Das Antimon hat sich demnach offenbar jahrelang in der Munition befunden und wurde durch das Schießen freigesetzt. Marode Lüftungsanlagen in den Schießanlagen sollen das Einatmen des Schadstoffs begünstigt haben, so das rbb-Magazin „Klartext“. Bereits im vergangenen Jahr hatten Gutachten den giftigen Stoff im Sand der Schießstände gefunden. Daraufhin wurden zahlreiche Schießanlagen geschlossen. 45 Polizisten haben sich untersuchen lassen.
Antimon hoch toxisch und krebserregend
Antimon ist ein toxisches Spurenelement. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft es als krebserregend ein. Darum gelten Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen, etwa bei der Herstellung von Spielzeug und Kleidung. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass Antimonverbindungen Haut und Schleimhäute reizen. Medienberichten zufolge sollen denn auch mehr als 90 Polizisten über tränende Augen, Husten, Kopfschmerzen oder Bindehautentzündungen geklagt haben.
Wenn Antimon ins Blut gelangt, wirkt es sehr giftig. Entsprechend besorgt zeigte sich Charité-Professor Christian Witt, der ganz klar einen Zusammenhang zwischen den hohen Antimonwerten im Blut und dem Schießpulver sieht. Im rbb-Bericht mahnt er, nun sei höchste Eile geboten. Es sei fahrlässig gewesen, nicht schon früher gehandelt zu haben, sagte der Lungenspezialist dem rbb. Hinsichtlich seiner Wirkung wäre die Belastung durch Antimon mit den Belastungen durch Asbest vergleichbar.
Systematische Untersuchung der Polizisten
An der Charité sollen die Polizisten nun systematisch untersucht werden. Es ginge nicht um Panikmache, aber mögliche Zusammenhänge zwischen Munition, Schießständen und Gesundheitsproblemen der Beamten sollten auch nicht heruntergespielt werden, erklärte Witt gegenüber dem Sender.
Doch mit der Berliner Schießstand-Affäre befassen sich nicht nur Ärzte. Die Staatsanwaltschaft und eine externe Untersuchungskommission ermitteln bereits.
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