Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Krebsbedingte Fatigue: Sport eines der besten Gegenmittel

Freitag, 17. Mai 2019 – Autor:
Brustkrebspatientinnen sind besonders häufig vom Fatigue-Syndrom betroffen. Ein Medikament dagegen gibt es nicht. Jedoch kann Sport die Lebensqualität oft erheblich verbessern.
Das Fatigue-Syndrom nach Krebs bessert sich häufig durch Sport

Das Fatigue-Syndrom nach Krebs bessert sich häufig durch Sport

Vom Krebs geheilt, aber trotzdem nicht gesund: Das Fatigue-Syndrom kann Krebspatienten auch lange nach der Therapie noch begleiten. Insgesamt leidet die Mehrheit aller Krebspatienten und -patientinnen zumindest zeitweilig unter der chronischen Erschöpfung, die sich auch durch Schlaf und Erholung nicht bessert.

Längerfristig sind schätzungsweise 20 bis 50 Prozent aller Krebspatienten vom Fatigue-Syndrom betroffen. Brustkrebspatientinnen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen mussten, leiden besonders häufig langfristig darunter.

Ursachen für Fatigue-Syndrom weitgehend ungeklärt

Die Ursachen sind multifaktoriell und letztendlich nicht geklärt. „Obwohl nach aktuellem Wissen auch Störungen in hormonellen- und Stoffwechselvorgängen beteiligt sind, so gibt es keine Medikamente, die nachweislich ein Fatigue-Syndrom heilen können“, sagt Prof. Martin Halle vom Zentrum für Prävention und Sportmedizin, Technische Universität München. „Es gibt aber effektive Möglichkeiten, es zu bessern und aufzuhalten – und das sind körperliche Aktivität bzw. sportliche Betätigung.“ Dies gelte sogar noch während der Chemo- oder Strahlentherapie.

So schnell wie möglich aktiv werden

Nach dem Klinikaufenthalt sollten im Idealfall alle Alltagsaktivitäten beibehalten oder möglichst wiederaufgenommen werden, rät Experte Halle. „Dies ist ein erster Schritt in die Richtung Aktivität. Im Idealfall wird eine vorher schon ausgeübte Sportart direkt weitergeführt.“

Zahlreiche Studien zeigen, dass Sport gerade bei Brustkrebserkrankungen die Lebensqualität verbessern kann. Positive Effekte zeigten sich sogar hinsichtlich des Überlebens und der Rückfallhäufigkeit. „Die Evidenz zu den positiven Effekten sportlicher Aktivität gilt heute als so stark – besonders bezüglich Fatigue und Lebensqualität, aber zunehmend auch hinsichtlich einer Rezidivprophylaxe und dem Überleben, dass ich allen Bestrahlungspatientinnen sportliche Aktivität empfehle“, meint Prof. Stephanie Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). „Wenn irgend möglich sollten auch zuvor sportlich-inaktive Frauen die Erkrankung als Beginn eines sportlich-aktiven Lebens nehmen.“ Wichtig sei, dass man eine individuell geeignete Sportart finde.

Ausdauersport am besten mit Krafttraining kombinieren

Ein Standardprogramm gebe es nicht, aber ein Training unter Anleitung sei effektiver als es allein zu versuchen. Empfohlen wird neben Ausdauersport wie Walking, Radfahren oder Schwimmen, auch ein regelmäßiges (1–2x wöchentliches) Aufbau- bzw. Krafttraining. „Die Patientinnen müssen keinen Hochleistungssport betreiben, aber jede sollte individuell auf dem aktuellen Leistungsstand trainieren“, sagt Combs.

Das kann für eine ältere Patientin mit fortgeschrittenem Tumorstadium bedeuten, täglich zehn Minuten spazieren zu gehen, für eine jüngere, fitte Patientin trotz aktueller Chemotherapie kann das jedoch auch bedeuten 3-mal die Woche 45 Minuten joggen zu gehen“, ergänzt Prof. Halle. Jeder Patient sollte individuell auf seinem Level belastet werden, wobei Umfang und Intensität des Trainings im Verlauf gesteigert werden sollen. Grundsätzlich sei eine Kombination aus Ausdauer- und allgemeinem Krafttraining zu empfehlen. Hierdurch werde die Fitness und Belastbarkeit wieder gesteigert und die Muskulatur gestärkt.

foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Fatigue , Brustkrebs

Weitere Nachrichten zum Thema

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin