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Krebs: Übergewicht wahrscheinlich schlimmer als Zucker

Mittwoch, 27. Januar 2016 – Autor:
Kann man Krebs vorbeugen? Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil tatsächlich etwas bewirkt. Übergewicht scheint nach dem Rauchen der größte Risikofaktor zu sein. Für Zucker gibt es bislang keine stichhaltigen Beweise.
Rauchen und Übergewicht erhöhen das Krebsrisiko. Bei Zucker und Ernährung sind die Zusammenhänge nicht so deutlich

Rauchen und Übergewicht erhöhen das Krebsrisiko. Bei Zucker und Ernährung sind die Zusammenhänge nicht so deutlich

Selbst die Tabakindustrie würde heute nicht mehr einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs bestreiten. Wissenschaftler sind sich einig, dass das Risiko für Lungenkrebs bei chronischem Nikotinmissbrauch ungefähr um das 10- bis 20-Fache steigt. Doch was ist mit den anderen Risikofaktoren wie Übergewicht, Alkohol, Zucker und Bewegungsmangel? Sind das auch Stellschrauben zur Vermeidung von Krebs?

Grundsätzlich gilt: 80 bis 90 Prozent der nicht übertragbaren chronischen Krankheiten gelten als lebensstilbedingt. Bei Krebs ist das nicht ganz so viel. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass rund ein Drittel der Hauptkrebsarten durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden könnte. Immerhin.

Übergewicht verdoppelt Brustkrebsrisiko

„Solide nachgewiesen ist der Einfluss von Übergewicht oder Adipositas auf das Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken“, sagt Prof. Dr. Olaf Ortmann, Direktor der Universitätsfrauenklinik Regensburg und Mitglied des Vorstands der Deutschen Krebsgesellschaft. Diese Risikosteigerung falle jedoch deutlich geringer aus als beim Rauchen. Dennoch sei Übergewicht ein bedeutsamer Risikofaktor. „Wer etwa bei einem Body-Mass-Index von mehr als 30 sein Gewicht reduziert, der kann auch tatsächlich sein Krebsrisiko senken.“

Studien zeigen, dass Adipositas das Brustkrebsrisiko verdoppelt. In Ländern, in denen Übergewicht weniger häufig vorkommt, erkranken deutlich weniger Frauen an Brustkrebs. Noch höher steigt das Risiko bei übergewichtigen Frauen für das Endometriumkarzinom an. In Deutschland erkranken jährlich 11.000 Frauen an diesem Unterleibskrebs. „Länder, in denen Adipositas häufiger ist, haben höhere Raten an Endometriumkarzinomen“, betont Ortmann.

Ob Zucker den Krebs beeinflusst, ist wissenschaftlich nicht belegt

Welche Rolle die Nahrungszusammensetzung beim Krebsrisiko spielt, ist deutlich schlechter belegt. Zucker steht immer wieder als Krebstreiber unter Verdacht. Laut Ortmann gibt es dafür bislang aber keine handfesten wissenschaftlichen Beweise. Krebszellen brauchen zwar Zucker, um zu überleben. Aber dass eine Senkung der Zuckerzufuhr Einfluss auf Krebsentstehung oder das Krebswachstum hat, gilt als unwahrscheinlich – wenn auch noch Forschungsbedarf besteht.

Die Effekte der mediterranen Ernährung auf das Krebsrisiko sind – anders als bei kardiovaskulären Erkrankungen – bislang nicht ganz so deutlich erkennbar. Einige Hinweise auf eine Krebsrisikoreduktion gibt es aber genau wie auf die positiven Effekte von Bewegung.

„Wer also etwas für sich tun möchte, sollte sich ausgewogen ernähren, tierische Fette reduzieren, mehr Gemüse essen, Normalgewicht halten oder anstreben und sich täglich körperlich betätigen“, rät Krebsarzt Ortmann.

Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Prävention fängt im Kopf jedes einzelnen an und die Maßnahmen müssen im Alltag tatsächlich umgesetzt werden. Wie das bei über 80 Millionen Bundesbürgern gelingen soll, dafür gebe es in Deutschland kein schlüssiges Konzept, kritisiert Krebsexperte Ortmann: „Im Vergleich zu anderen medizinischen Maßnahmen vernachlässigt das Gesundheitswesen den Bereich der Prävention.“ Hier müsse deutlich nachgelegt werden. 

Foto: viperagp/fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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