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Krankmeldung: Wer seine Arbeit mag, ist seltener krank

Mittwoch, 5. September 2018 – Autor:
Weniger Krankmeldungen: Wer seine Arbeit mag, ist seltener krank. Beschäftigte, die sich im Job wohlfühlen, sind seltener krankgeschrieben und haben weniger arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme. Das meldet die AOK.
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Wer seine Arbeit als sinnvoll empfindet, fehlt seltener wegen einer Krankschreibung im Job – Foto: ©sebra - stock.adobe.com

Weniger Krankmeldungen: Erleben Beschäftigte ihre Arbeit als sinnstiftend, so wirkt sich das positiv auf ihre Gesundheit aus. Sie fehlen seltener am Arbeitsplatz, haben weniger arbeitsbedingte gesundheitliche Beschwerden und halten sich im Krankheitsfall häufiger an die ärztlich verordnete Krankschreibung. Zu diesem Ergebnis kommt das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem Fehlzeiten-Report 2018, den der AOK-Bundesverband jetzt vorstellte.

Für den Report wurden 2.030 Personen zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Im Job sei es ihnen am wichtigsten, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen, das antworteten 98,4 Prozent. Auch eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen (97,9 Prozent), ein gutes Betriebsklima (96,8 Prozent), die Loyalität des Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern (96,8 Prozent) sowie ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten (92,4 Prozent) empfinden sie als bedeutsam.

Krankmeldung: Gefühl etwas Sinnvolles zu tun wichtiger als Gehalt

"Für das Sinnerleben sind den meisten Beschäftigten vor allem persönlich und sozial motivierte Aspekte ihrer Arbeit wichtig", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. Nur 69,3 Prozent der Befragten sagten, dass sich ihr Arbeitgeber ihnen gegenüber loyal verhält. Ein positives Betriebsklima erleben laut WIdO-Umfrage nur 78 Prozent der Beschäftigten.

"Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sowie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, sind Beschäftigten deutlich wichtiger als ein hohes Einkommen", so Schröder weiter in einer Pressemitteilung. Dann kommt es auch zu weniger Krankmeldungen. Passen der eigene Anspruch an das Sinnerleben im Beruf und die Wirklichkeit in der Wahrnehmung des Beschäftigten gut zueinander, berichten sie von 9,4 krankheitsbedingten Fehltagen. Unterscheiden sich Wunsch und Wirklichkeit stark voneinander, liegen die Zeiten mit 19,6 Fehltagen mehr als doppelt so hoch.

Wer seine Arbeit mag, klagt seltener über Rücken oder Erschöpfung

Dieser Zusammenhang zeigt sich auch bei den jobbedingten körperlichen und psychischen Beschwerden. Empfinden Beschäftigte ihre Arbeit als sinnstiftend, werden gesundheitliche Beschwerden seltener genannt: Rücken- und Gelenkschmerzen sind es bei 34 Prozent der Beschäftigten, Erschöpfung bei 33,2 Prozent. Empfinden die Befragten ihre Arbeit als nicht sinnstiftend,  berichten 54,1 Prozent über Rücken- und Gelenkschmerzen und 56,5 Prozent über Erschöpfung.

Unterschiede gibt es laut der WIdO-Befragung auch bei der Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit, dem sogenannten Präsentismus: Mehr als jeder fünfte Befragte (21,1 Prozent) war entgegen des ärztlichen Rates im letzten Jahr krank zur Arbeit gegangen. Wer seine Arbeit sinnstiftend findet, ist jedoch seltener betroffen (18,5 Prozent) als Beschäftigte, bei denen das nicht der Fall ist (24,8 Prozent).

Krankmeldungen reduzieren, Gesundheit der Mitarbeiter fördern

"Wenn Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern und als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchten, sollten sie gegenüber ihren Beschäftigten mehr Loyalität vermitteln und die vertrauensvolle Zusammenarbeit quer durch die Hierarchieebenen gezielt fördern", resümiert Helmut Schröder.

Auch die Betriebliche Gesundheitsförderung sei sehr wichtig, ergänzt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, am Beispiel der Pflegeberufe. "Pflegekräfte haben ein hohes Ansehen in der Gesellschaft und bewerten ihre Arbeit selbst als gesellschaftlich relevant. Ihr Arbeitsalltag ist jedoch häufig geprägt von Zeitdruck und nicht verlässlichen Arbeitszeiten." Die hohe Belastung zeige sich auch am Krankenstand, der mit 6,8 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 5,3 Prozent liegt. "Dabei ist es mit Blick auf den Fachkräftemangel in der Pflegebranche besonders wichtig, dass Pflegekräfte gesund bleiben und ihren Beruf lange ausüben können", so Litsch.

Krankmeldung wegen psychischer Erkrankung immer häufiger

Jeder AOK-versicherte Beschäftigte hat 2018 im Durchschnitt 19,4 Tage aufgrund einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung am Arbeitsplatz gefehlt. Am häufigsten waren Atemwegserkrankungen (49,9 Fälle je 100 AOK-Mitglieder) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (34,1 Fälle je 100 AOK-Mitglieder). Psychische Erkrankungen traten bei 11,2 Fällen je 100 AOK-Mitglieder auf.

Allerdings ist die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen konstant angestiegen, zwischen 2007 und 2017 um 67,5 Prozent. Zudem führen diese Erkrankungen zu langen Ausfallzeiten. Mit 26,1 Tagen je Fall dauerten sie 2017 mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 11,8 Tagen je Fall.

Foto: sebra/fotolia.com

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