Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Krankheit und Armut sind eng verwandt

Donnerstag, 13. März 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Einkommen, Beruf und Bildung entscheiden maßgeblich über das Risiko chronisch zu erkranken oder frühzeitig zu sterben. Das belegen neue Daten des Robert Koch-Instituts und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Geringes Einkommen - hohes Diabetesrisiko

Einkommen und Lebenserwartung hängen eng zusammen – Foto: Matthias Buehner

Menschen mit einem niedrigen Sozialstatus haben ein deutlich erhöhtes Risiko für eine chronische Erkrankung. Auch ihr Risiko, vor dem 65. Geburtstag zu sterben, ist deutlich höher als bei Menschen mit hohem Sozialstatus. Außerdem schätzen sie ihren allgemeinen Gesundheitszustand und ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität schlechter ein. Darauf wies der Epidemiologe Privatdozent Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut im Rahmen des Kongresses Armut und Gesundheit in Berlin hin.

„Armutszeugnis Diabetes“

Die Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) zeigen deutliche Unterschiede: Frauen mit niedrigem Sozialstatus haben demnach ein 3,1-fach erhöhtes Diabetes-Risiko. Sie treiben deutlich seltener Sport und rauchen häufiger. Adipositas ist bei ihnen 4,4 mal häufiger als im Durchschnitt. Ihren eigenen Gesundheitszustand schätzen sozial benachteiligte Frauen 5,1 mal häufiger als nur mittelmäßig oder schlechter ein. Bei Männern sind die Unterschiede nicht ganz so groß. Ihr Diabetes-Risiko ist 1,8 mal höher als im Durchschnitt, Adipositas ist bei ihnen 2,3 mal häufiger und ihre gesundheitliche Selbsteinschätzung fällt vier mal häufiger bestenfalls mittelmäßig aus. 

Arme Männer sterben 11 Jahre früher als reiche

Erstaunlich: Obwohl bei Männern die sozial bedingten Unterschiede im Gesundheitsstatus offenbar geringer sind als bei Frauen, wirken sie sich stärker auf Lebenserwartung und vorzeitige Sterblichkeit aus. Männer mit niedrigem Einkommen haben ein 2,7-fach höheres Risiko vor dem 65. Lebensjahr zu sterben als Männer mit hohem Einkommen (Frauen: 2,4–fach). Die mittlere Lebenserwartung von Männern in der niedrigen Einkommensgruppe ist bei Geburt 10,8 Jahre verkürzt, auch die sogenannte fernere Lebenserwartung ab 65 Jahre ist bei dieser Bevölkerungsgruppe 5,3 Jahre kürzer. Bei Frauen sind die Unterschiede mit 8,4 Jahren bei Geburt und 3,8 Jahren ab dem 65. Lebensjahr weniger stark ausgeprägt.

Lampert verwies darauf, dass die Weichen für diese Unterschiede schon in der frühen Kindheit gestellt werden. Das belegen Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS) des RKI. Sie zeigen ein höheres Risiko für einen schlechten allgemeinen Gesundheitszustand für Kinder aus sozial schwachen Familien. Außerdem zeigen sie, dass diese Kinder seltener Sport treiben und häufiger adipositös sind. Sogar das Risiko für psychische Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten ist bei ihnen erhöht.

Kongress Armut und Gesundheit

Vor diesem Hintergrund fordert Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, dass das angekündigte Präventionsgesetz zügig und konsequent umgesetzt wird. Neben allen Sozialversicherungsträgern müssten auch Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure und Träger einbezogen werden. Das forderten beim Kongress Armut und Gesundheit auch einige Kommunen, wie zum Beispiel die Stadt Kassel, und die Länder, allen voran Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks.

Foto: Matthias Buehner - Fotolia.com

Weitere Nachrichten zum Thema Prävention, Lebenserwartung, Diabetes

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin