
Laut KKH hat die Zahl der Krankschreibungen einen neuen Höchststand erreicht. – Foto: AdobeStock/mpix-foto
Arbeitnehmer in Deutschland haben sich in den vergangenen Monaten so häufig krankgemeldet wie seit Jahren nicht. Das zeigt eine Analyse von Versichertendaten der „KKH Kaufmännische Krankenkasse“. Mit einem Durchschnittswert von sechs Prozent hat demnach der Krankenstand im ersten Halbjahr 2022 einen neuen Höchstwert erreicht. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 fehlten Berufstätige krankheitsbedingt statistisch in 4,9 Prozent ihrer Arbeitszeit – gemessen an der Sollarbeitszeit. In den Vorjahreszeiträumen hatte die KKH ähnliche Werte verzeichnet.
Sogar im Sommer war der Krankenstand höher als sonst
„Nie war die Zahl der Krankschreibungen seit Beginn der KKH-Erhebung im Jahr 2015 auch nur annähernd so hoch“, heißt es in einer Mitteilung der in Hannover ansässigen gesetzlichen Krankenkasse. „Im dritten Quartal 2022 hat sich die Lage sogar noch weiter zugespitzt, trotz der krankheitsbezogen gewöhnlich eher milder verlaufenden Sommermonate.“ Den KKH-Zahlen zufolge lag der Krankenstand in der Zeit von Anfang Juli bis Ende September bundesweit bei 6,1 Prozent und somit noch einmal 0,1 Prozentpunkte über dem Wert des vorangegangenen Rekordhalbjahres.
Krankschreibungen: In Sachsen-Anhalt am höchsten, in Baden-Württemberg am niedrigsten
Im Bundesländer-Vergleich verzeichnet die KKH den niedrigsten Krankenstand mit fünf Prozent in Baden-Württemberg, den höchsten mit 7,7 Prozent in Sachsen-Anhalt. Die Zahlen gelten nur für die Versichertengemeinschaft der KKH. Weil die Kaufmännische Krankenkasse mit rund 1,6 Millionen Versicherten aber zu den größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen gehört, lassen sich daraus dennoch Rückschlüsse auf die Entwicklung in der Gesamtbevölkerung ziehen. Auch die Techniker Krankenkasse (TK) registrierte in der ersten Jahreshälfte 2022 einen sprunghaften Anstieg und ein Allzeithoch bei den Krankschreibungen.
Mehr Atemwegserkrankungen nach Wegfall der Maskenpflicht
Als Hauptursache für die Rekordzahl an Krankschreibungen macht die KKH vor allem Erkrankungen der oberen Atemwege wie grippale Infekte, Halsentzündungen und Schnupfen aus. „Die größtenteils aufgehobene Maskenpflicht, wieder mehr Begegnungen auf engerem Raum bei der Arbeit und bei Veranstaltungen haben das Infektionsgeschehen im ersten Halbjahr 2022 wieder in Gang gesetzt“, registriert die KKH. Fast 18 Prozent der Fehlzeiten waren in diesem Zeitraum auf Atemwegserkrankungen zurückzuführen. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum lag dieser Anteil noch bei 7,5 Prozent. „Ein drastischer Anstieg also“, heißt es bei der KKH.
Krankenstand: Corona-Infektionen spielten nur geringe Rolle
Krankschreibungen aufgrund nachgewiesener Covid-19-Infektionen haben den Krankenstand in der ersten Jahreshälfte hingegen kaum beeinflusst. Sie machen mit 3,7 Prozent nur einen geringen Anteil aus.
Hintergründe zur Datenanalyse der KKH
Für die jetzt vorgelegte Analyse wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern der KKH ausgewertet – ohne Arbeitslose und Rentner. Unter dem „Krankenstand“ versteht man den prozentualen Anteil der Fehltage aufgrund einer Krankschreibung im Verhältnis zur Sollarbeitszeit.