Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Krankenhausinfektionen: Deutschland europaweit nur Mittelmaß

Montag, 9. Dezember 2013 – Autor:
Deutschland liegt mit einer halben Million Krankenhausinfektionen pro Jahr im europäischen Mittelfeld. Staaten wie Lettland und Rumänien schneiden besser ab. Auf dem Nationalen Qualitätskongress Gesundheit wurden die neuesten Daten der ECDC-Studie präsentiert.
Krankenhausinfektionen: Multiresistente VRE kleben nahezu überall

Multiresistente VRE kleben nahezu überall

Laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) infizieren sich jedes Jahr 3,2 Millionen Menschen in Europa mit einem Krankenhauskeim. Täglich müssen etwa 80.000 Patienten wegen einer nosokomialen Infektion in europäischen Krankenhäusern behandelt werden. Das ECDC hatte in einer Studie zwischen 2011 und 2012 die Ausbreitung von nosokomialen Infektionen in Europas Kliniken untersucht. Die Daten wurden im Herbst veröffentlicht.

„Deutschland liegt bei den nosokomialen Infektionen im unteren Mittelfeld“, berichtete Prof. Dr. Petra Gastmeyer, Hygieneexpertin der Charité auf dem Nationalen Qualitätskongress in Berlin Ende November mit Blick auf die Daten der neuesten ECDC-Studie. So würden sich in Deutschland 5,1 Prozent der Krankenhauspatienten eine nosokomiale Infektion zuziehen, im EU-Schnitt seien es 5,9 Prozent. Die höchsten Infektionsraten gebe es in Portugal mit etwa elf Prozent und in Griechenland und Spanien mit jeweils etwa neun Prozent. Am besten schnitten die Länder Lettland, Rumänien und Litauen ab.

In Europa werden täglich 80.000 Menschen wegen einer Krankenhausinfektion behandelt

„Erstaunlicherweise haben die skandinavischen Länder hohe Infektionsraten“, sagte Gastmeier. Und selbst die Niederlande, die immer als so vorbildlich gelten, belegen einen hinteren Platz. „Die Niederlande sind nur bei MRSA gut, sie haben aber eine hohe Rate an Wundinfektionen“, so die Hygieneexpertin der Charité. In Deutschland und allen andern europäischen Ländern gehören Wundinfektionen zusammen mit Harnwegsinfekten und Lungenentzündungen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen.

Gastmeier zufolge kommt es in Deutschland jedes Jahr zu rund 500.000 Krankenhausinfektionen. Über 31.000 dieser Infektionen gingen mittlerweile auf multiresistente Erreger zurück, davon 14.000 auf MRSA, 9.500 auf E.coli-Bakterien und 5.500 auf die Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE). „Der Anteil der Infektionen mit VRE ist in Deutschland sehr hoch“, interpretierte Gastmeier die aktuellen Zahlen.

Ein Drittel der Krankenausinfektionen wäre vermeidbar

VRE sind gegen das Reserveantibiotikum Vancomycin resistent und in vielen Ländern ein zunehmendes Problem. Frankreich habe mit einer konsequenten Strategie seine VRE-Infektionsraten auf unter ein Prozent eingedämmt, berichtete Prof. Dr. Markus Dettenkoffer vom Hygieneinstitut der Uniklinik Freiburg. Um das wachsende Problem unter Kontrolle zu bekommen, helfe nur eine konsequente Händedesinfektion und eine bessere Compliance des Personals. Ebenso wichtig seien ein frühes Screening der Patienten und die strikte Isolierung der betroffenen Patienten. Aber nicht nur das medizinische Personal, auch die Reinigungskräfte sollten besser geschult werden, meinte der Hygieniker, denn VRE klebten nahezu überall. Die Experten schätzen, dass rund ein Drittel aller Krankenhausinfektionen vermeidbar wären.

Mehr zum Nationalen Qualitätskongress Gesundheit unter www.qualitaetskongress-gesundheit.de/

Foto: © spotmatikphoto - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Nosokomiale Infektion , Infektionskrankheiten , Händedesinfektion

Weitere Nachrichten zum Thema Krankenhausinfektionen

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin