Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kranke Seele: Hauptursache für Berufsunfähigkeit

Donnerstag, 6. Januar 2022 – Autor:
Die mit Abstand häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit in Deutschland sind seelische Erkrankungen. Das ergibt sich aus einer Datenanalyse der privaten Debeka-Versicherungsgruppe. Mögliche Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Berufsunfähigkeitsentwicklung bleiben demnach aber weiter eine Unbekannte.
Symbolbild Berufsunfähigkeit mit Taschenrechner, Aktenordner, Bargeld, Stift

Berufsunfähigkeit hat in Deutschland drei Hauptursachen: psychische Erkrankungen, Tumorneubildungen, Krankheiten des Bewegungsapparats. – Foto: skywalk154

Unter den drei Hauptgründen für Berufsunfähigkeit in Deutschland rangieren psychische Störungen auf Platz eins – und zwar mit großem Abstand. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Debeka, Deutschlands viertgrößter Lebensversicherung, hervor. 40,6 Prozent der Fälle von Berufsunfähigkeit (BU) waren demnach auf gravierende psychische Erkrankungen zurückzuführen.

Berufsunfähigkeit: Tumore auf Platz zwei, Krankheiten im Bewegungsapparat auf Platz drei

Auf Platz zwei der drei Hauptursachen folgen Tumor-Neubildungen mit einem Anteil von 16,9 Prozent. Auf Platz drei liegen Erkrankungen des Bewegungsapparats, also etwa am Rücken oder an den Gelenken.

Psychische Erkrankungen: Seit Jahren Hauptursache für Berufsunfähigkeit

Für die jetzt vorgelegte Expertise hat die Debeka ihren Bestand von etwa 481.000 gegen Berufsunfähigkeit Versicherten für das Jahr 2020 ausgewertet. Darin zeigt sich zwar ein nomineller Rückgang bei der BU-Ursache „Psychische Erkrankungen“ gegenüber dem Vorjahr 2019 – von 44,1 auf die bereits genannten 40,6 Prozent. Ein Trend oder gar eine Trend-Umkehr sei aus diesen Zahlen gleichwohl nicht abzuleiten, heißt es bei der Debeka, denn: „Die Anzahl psychischer Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit schwankt seit Jahren zwischen 40 und 45 Prozent.“ In den Jahren 2019 und 2020 waren die Zahlen hier wohl rückläufig – auf weiterhin sehr hohem Niveau allerdings. Unter den drei Hauptursachen für Berufsunfähigkeit ist ihr Anteil weiter deutlich mehr als doppelt so groß wie der der Ursache Nummer zwei – den Tumor-Neubildungen.

Leichter Anstieg bei Tumoren und Muskel-Skelett-Erkrankungen

Laut Debeka stieg der Anteil der sogenannten Neubildungen – also der Entstehung von gut- wie bösartigen Tumoren – als Ursache für Berufsunfähigkeit im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,2 Prozentpunkte an (von 15,6 Prozent im Jahr 2019 auf 16,9 Prozent 2020). Der Anteil von Erkrankungen des Bewegungsapparates erhöhte sich um 1,5 Prozentpunkte – von 12,6 Prozent im Kalenderjahr 2019 auf zuletzt 14,1 Prozent.

Berufsunfähigkeit: Auswirkungen von Corona noch nicht absehbar

Zahl der Behandlungen psychischer Erkrankungen im ambulanten sowie im wahlärztlichen Bereich im Krankenhaus stieg 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht um 1,7 Prozent an – nach einem spürbaren Anstieg 2019 um 3,2 Prozent. „Ob sich diese Entwicklung in der Berufsunfähigkeit niederschlagen wird, bleibt abzuwarten“, so die Einschätzung des Lebensversicherungsunternehmens. „Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind damit bisher noch nicht erkennbar oder bestätigt.“

Großteil der Betroffenen komplett berufsunfähig

Um eine Vorstellung von den Kosten zu vermitteln, die Berufsunfähigkeit verursachen kann, veröffentlichte die Debeka die folgenden Zahlen: 63,3 Millionen Euro Rente im Jahr zahlte die Versicherung im Jahr 2020 an Menschen, die Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung beziehen. Von den 7.500 Empfängern musste der Großteil (6.670) seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen komplett an den Nagel hängen und hatte damit dem Status „Vollinvalide“. 819 Personen konnten – als „Teilinvalide“ – ihrer Arbeit nur mehr eingeschränkt nachgehen.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Berufskrankheiten , Herz-Kreislauf-System , Krebs , Burnout , Psychische Krankheiten , Wirbelsäule

Weitere Nachrichten zum Thema „Psychische Erkrankungen“

Inneres Novemberwetter, Freud- und Antriebslosigkeit, schwarze Gedanken: Mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland erkranken im Laufe eines Kalenderjahrs an einer behandlungsbedürftigen Depression. Ursache ist meist ein Zusammenspiel aus persönlicher Veranlagung und äußerer Lebenssituation.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin