Kostensteigerung durch Adipositas-Operationen
Wenn Diäten und guter Wille zum Abnehmen scheitern, bleibt stark übergewichtigen XXL-Patienten ein letzter Ausweg: die Adipositas-Chirurgie. Dazu gehören etwa das Einsetzen eines Magenbands oder Magenballons oder eine Magenverkleinerung. Durch diese chirurgischen Maßnahmen soll übergewichtigen Patienten sprichwörtlich der Appetit vergehen. Wie die Krankenkasse DAK Gesundheit jetzt mitteilt, ist die Zahl der Adipositas-Operationen seit 2008 rasant angestiegen – und damit auch die Kosten. Die Kasse hatte die Daten von Krankenhausbehandlungen ihrer Versicherten ausgewertet.
Adipositas-Operationen erreichten einen Höchststand
Demnach entstanden der DAK Gesundheit in 2008 durch entsprechende Magen-Operationen bei Übergewichtigen Kosten von insgesamt 2,0 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2012 wurden bereits 669 Eingriffe für 4,6 Millionen Euro abgerechnet. Der Trend setzt sich fort. Allein im ersten Halbjahr 2013 kam die Kasse für 331 Krankenhausbehandlungen auf. Die Ausgaben dafür beliefen sich auf 2,5 Millionen Euro. Damit ist zwischen 2010 und 2013 der Anteil schwerer Operationen von 62 auf 76 Prozent angestiegen. „Diese Entwicklung macht uns Sorgen“, sagt der DAK-Krankenhausexperte Peter Rowohlt. „Sie treibt nicht nur die Kosten, sondern bedeutet für viele Patienten auch ein Gesundheitsrisiko.“
Der DAK-Krankenhausexperte führt den Kostenanstieg aber nicht allein auf wachsende Patientenzahlen zurück. Die Fallkosten seien ebenfalls gestiegen. „Die Kliniken rechnen immer mehr große Operationen mit komplexen Eingriffen ab“, sagt Peter Rowohlt. Das treibe die Kosten ebenfalls in die Höhe.
81 Prozent der übergewichtigen Operierten sind Frauen
Besonders für Frauen scheint die Adipositas-Chirurgie der letzte Ausweg zu sein, vom Übergewicht loszukommen. So zeigt die DAK-Statistik, dass im ersten Halbjahr 2013 mehr als 80 Prozent aller Krankenhausbehandlungen bei Frauen erfolgten. Wer sich einer solchen Operation unterziehen möchte, muss mehr als fünf Jahre stark übergewichtig sein und einen Body Mass Index (BMI) über 40 haben. Bei einer 1,70 Meter großen Frau würde dies zum Beispiel ein Gewicht von 117 Kilogramm bedeuten. Bei chronischen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder starken Wirbelsäulenbeschwerden gilt ein BMI von mehr als 35. Weiter müsse nachgewiesen werden, „dass bei den Betroffenen konservative Behandlungsmethoden wie Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien ohne den erhofften Erfolg blieben“, erklärt Rowohlt.
Die DAK Krankenhausstatistik zeigt auch regionale Unterschiede auf: In Berlin und Hamburg lagen die Quoten der behandelten stark Übergewichtigen weit über dem Bundesdurchschnitt. 2012 kamen auf 100.000 Versicherte in Berlin und Hamburg 41 bzw. 33 Operationen von „XXL-Patienten“, während es bundesweit nur zwölf Eingriffe waren. Peter Rowohlt: „Die hohen Behandlungszahlen in beiden Städten hängen vermutlich damit zusammen, dass hier Spezialzentren auch von Patienten aus dem Umland genutzt werden.“
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