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Koronare Herzkrankheit: CT-Untersuchung kann risikoarme Alternative zum Herzkatheter sein

Dienstag, 8. März 2022 – Autor:
Die Untersuchung von Herzpatienten per „Herzkatheter" ist ein Standardverfahren bei Verdacht auf Koronare Herzkrankheit (KHK). Aber die Methode ist invasiv, teuer und strapaziös. Eine europäische Studie unter Beteiligung der Charité zeigt: Die Untersuchung solcher Patienten per Computertomografie (CT) ist vergleichbar aussagekräftig – und dabei schonender.
3D-Darstellung des menschlichen Herzes.

Koronare Herzkrankheit: In der Mehrzahl der Fälle wird ein Herzkatheter gelegt, ohne dass man ihn am Ende neben einer Untersuchung auch für eine Akut-Behandlung braucht, besagt eine Studie der Charité. Die Autoren plädieren für eine Röntgen-Untersuchung per Computertomografie (CT). – Foto: AdobeStock/Rasi

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist weitverbreitet. Insbesondere in entwickelten und alternden Gesellschaften zählt sie zu den häufigsten Todesursachen. Die Erkrankung ist mit einem verminderten Blutfluss in den Herzkranzgefäßen, den Koronar-Arterien, verbunden. Diese versorgen das Herz mit Sauerstoff. Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit oder eine verminderte Belastbarkeit weisen auf eine chronische oder eine akute Erkrankung hin. In beiden Fällen besteht ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen Herzkreislauftod. Ursache der Beschwerden sind im Laufe der Jahre entstehende Ablagerungen in den Gefäßen.

Standard-Diagnostik bei KHK: Die Untersuchung per Herzkatheter

Standard für die Diagnostik einer koronaren Herzkrankheit ist die minimal-invasiv durchgeführte Katheter-Untersuchung. Sie zeigt, ob das Herz ausreichend über die Kranzgefäße versorgt wird oder ob Engstellen den Blutfluss behindern. Ist das der Fall, können diese während der Untersuchung sofort beseitigt werden – beispielsweise mithilfe kleiner, aufblasbarer Ballone und hauchdünner Gefäßstützen, sogenannter Stents.

Wissenschaftler sehen Herzkatheter kritisch

In Europa werden derzeit jährlich mehr als 3,5 Millionen solcher Untersuchungen in Herzkatheter-Laboren durchgeführt, mit steigender Tendenz. Zu diesem Trend gibt es aber kritische Stimmen. Nach einer Mitteilung der Berliner Universitätsmedizin Charité konnten zuletzt bei „deutlich mehr als der Hälfte oder rund zwei Millionen dieser minimal-invasiven Eingriffe“ Verengungen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße überhaupt nicht festgestellt werden. Folglich mussten sie auch nicht durch einen Herzkatheter behandelt werden.

Studie in 18 europäischen Ländern prüft CT als Alternative

Wissenschaftler der Charité stellten sich deshalb folgende Frage: Wenn Patienten bei allem Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit körperlich stabil sind: Kann dann nicht die Computertomografie (CT) als risikoarme und nicht-invasive Methode eine Alternative zur Untersuchung per Herzkatheter sein, die invasiv ist und für Patienten strapaziös?

Gemeinsam mit 31 Partnereinrichtungen in 18 europäischen Ländern untersuchte jetzt die Charité in einem Forschungsprojekt diese Frage. Das zentrale Ergebnis der Studie, an der mehr als 3.500 Herzpatienten beteiligt waren: Bei Herzuntersuchungen wegen Verdachts auf KHK ist die Diagnostik per CT ein sicheres Verfahren – und zumindest für Patienten mit stabilen, also nicht akuten, Brustschmerzen geeignet.

Herzkatheter-Untersuchung: Eingriff oft „unnötig“

Der Direktor der Medizinischen Klinik der Charité, Henryk Dreger, sagt zu den Resultaten der Studie: „Für ausgewählte Patientinnen und Patienten kann die CT eine sichere Alternative zum Herzkatheter sein. Bei Patientinnen und Patienten mit geringer Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein einer KHK kann sie helfen, unnötige Herzkatheter zu vermeiden.“

CT-Alternative zum Herzkatheter: Schont die Patienten, entlastet das Gesundheitssystem

Der neue Ansatz könnte dazu beitragen, die hohe Zahl der Herzkatheter-Untersuchungen in Deutschland zu reduzieren und auf diese Weise die Gesundheitssysteme zu entlasten, meinen die Autoren der Studie. Ein Nutzenbewertungsverfahren für den neuen diagnostischen Ansatz wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), inzwischen auf den Weg gebracht. Der G-BA ist das höchste Entscheidungsgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitssystem. Es entscheidet insbesondere darüber, welche Ansprüche die etwa 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherten gegenüber ihrer Krankenkasse haben.

Hauptkategorie: Medizin
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