Kopfschmerzen vom Arzt behandeln lassen!

Ein Arzt kann Art und Ursachen von Kopfschmerzen feststellen und eine entsprechende Therapie einleiten – Foto: ©ArTo - stock.adobe.com
Kopfschmerzen werden heute immer noch allzu häufig nicht als richtige Krankheit angesehen. Deswegen und weil es viele freiverkäufliche Schmerzmittel gibt, behandeln viele Betroffene sich selbst, ohne einen Arzt aufzusuchen. Darauf macht die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) aufmerksam. Anlässlich des Weltkopfschmerztags am 5. September 2019 startete sie die deutschlandweite Initiative “Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen“. „Unser zentrales Anliegen ist es, dass alle Patienten, die wiederholt unter Kopfschmerzen leiden und Hilfe benötigen, schnell die richtige Diagnose und eine wirksame Therapie erhalten“, sagt PD Dr. med. Stefanie Förderreuther, Neurologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsidentin der DMKG.
Kopfschmerzen verursachen großes Leid und hohe Kosten
In der ersten Phase ihrer Initiative richtet sich die DMKG vor allem an die Ärzte, die Kopfschmerzpatienten versorgen. „Gleich, ob Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz oder Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch – für eine zufriedenstellende Versorgung dieser Millionen Betroffenen muss sich in Deutschland noch vieles zum Besseren wenden“, erklärt Förderreuther.
Nicht nur wegen des individuellen Leidensdrucks, auch wegen des volkswirtschaftlichen Schadens sollten Kopfschmerzen stärker in den Fokus der Mediziner gerückt werden, so die DMKG. „Allein bei der Migräne geht man in Deutschland anhand der vorliegenden epidemiologischen Studien von acht bis zehn Millionen Betroffenen aus. Unsere Volkswirtschaft verliert durch diese häufige Kopfschmerzerkrankung jährlich wahrscheinlich mehr als 30 Millionen Arbeitstage“, so Förderreuther. Demnach entstehen durch Migräne in Deutschland jedes Jahr viele Milliarden direkte und indirekte Krankheitskosten.
Migräne wird häufig nicht erkannt
Der DMKG zufolge werden noch immer rund 40 Prozent aller Migränefälle nicht diagnostiziert und somit auch nicht fachgerecht behandelt. So berichten weit über zwei Drittel der Migränepatienten auch von Nackenschmerzen, so dass sowohl Ärzte als auch Patienten oft fälschlicherweise von der Diagnose Spannungskopfschmerz ausgehen. Dadurch erhalten die Betroffenen weder die richtige Behandlung ihrer Schmerzen noch können sie die vorhandenen Möglichkeiten zur Prophylaxe nutzen.
Patienten behandeln sich häufig selbst
Noch immer behandeln sich viele Kopfschmerzpatienten jahrelang selbst und riskieren so eine Chronifizierung ihrer Beschwerden oder einen durch Schmerzmittelübergebrauch induzierten Kopfschmerz. Wird dieser erkannt, können die meisten Patienten erfolgreich behandelt werden. Rund zwei Dritteln gelingt es der DMKG zufolge, den Übergebrauch der Schmerzmittel zu beenden, und bei den meisten stellt sich dadurch auch ein Rückgang der Kopfschmerztage ein. Der Langzeiterfolg hängt dabei jedoch ganz wesentlich von der ärztlichen Weiterbetreuung ab.
Problematisch sind auch Diagnose und Therapie des Clusterkopfschmerzes, einer selteneren, aber extrem schmerzhaften Erkrankung. Hier wird die Diagnose meist erst nach Jahren gestellt und die Patienten haben eine Odyssee von Konsultationen bei Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen hinter sich. Dies bedeutet viele Jahre Schmerzen, Verzweiflung und Ängste für die Patienten und ihre Angehörigen.
Wissenslücken bei Ärzten schließen
Insbesondere den Hausärzten kommt bei der Versorgung von Kopfschmerzpatienten eine zentrale Funktion zu. Die Initiative „Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen“ will zunächst Ärztinnen und Ärzte mit fachlichen Informationen versorgen. Im Jahr 2020 soll dann die Bevölkerung verstärkt über neue therapeutische und vorbeugende Möglichkeiten aufgeklärt werden.
Zentrale Informationsplattform der DMKG-Initiative ist die Website www.attacke-kopfschmerzen.de mit Videos von verschiedene Kopfschmerzexperten und einem „Schnelltest Kopfschmerzwissen“ zur Wissensauffrischung für Mediziner. Außerdem gibt es Datenbanken mit Fortbildungsveranstaltungen und zertifizierten Kopfschmerzexperten und Kopfschmerzzentren, an die komplexere Fälle überwiesen werden können. Im Aufbau befindet sich zurzeit der mk-Guide, eine Wissensdatenbank zu Migräne und anderen Kopfschmerzerkrankungen, der über die Grundlagen informieren und neues Fachwissen aufbereiten soll. Zudem arbeitet die DMKG an einem neuen bundesweiten Kopfschmerzregister.
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