Kopf-Hals-Tumore: Fallzahlen steigen
Erst kürzlich hat Michael Douglas über seine Krebserkrankung öffentlich gesprochen. Der Hollywood-Schauspieler leidet an einem Kopf-Hals-Tumor. Michael Douglas ist nicht der einzige prominente, der von Krebs im Kopf-Hals-Bereich gezeichnet ist. Sigmund Freud litt an einem unheilbaren Tumor im Mundbereich und konnte zum Schluss kaum reden. Auch der Rolling Stones Schlagzeuger Charlie Watts, Beatles Gitarrist George Harrison und Großstadt Revier Schauspieler Jan Fedder waren oder sind an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankt. Nichts desto trotz ist diese Krebsart in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt, obwohl laut Robert Koch-Institut allein in Deutschland jedes Jahr rund 18.000 Menschen neu an einem Kopf-Hals-Tumor erkranken. Darunter rund 14.000 Fälle von Mundhöhlenkrebs und Rachenkrebs sowie 4.000 Fälle von Kehlkopfkrebs. Damit erkranken heute rund 1.500 Menschen mehr an einem Kopf-Hals-Tumor als vor sechs Jahren.
Die meisten Kopf-Hals-Tumoren werden erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt
Nun soll eine europaweite Aktionswoche vom 23. bis 27. September 2013 über die Krebserkrankung aufklären. Ziel ist es, so Jean-Louis Lefevbre von der Fachgesellschaft European Head and Neck Society (EHNS), das Bewusstsein für die immer häufiger auftretende Erkrankung Kopf-Hals-Krebs zu schärfen. Vor allem sollte die Bevölkerung über Anzeichen und Früherkennungsmöglichkeiten Bescheid wissen.
Kopf-Hals-Tumore sind tückisch, weil ihre Symptome oft mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Typische Symptome sind etwa langandauernde Heiserkeit, schlecht heilende Wunden im Mund oder ein Fremdkörpergefühl in Rachen oder Hals. „Bisher werden 60 bis 70 Prozent der Kopf-Hals-Tumoren leider erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, da die Symptome häufig nicht von denen anderer und harmloserer Erkrankungen zu unterscheiden sind", sagt Professor Dr. med. Andreas Dietz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig und EHNS-Vertreter in Deutschland. Eine einfache Faustregel könne helfen, Symptome eines Kopf-Hals-Tumors richtig zu deuten: die "1 für 3"-Definition. „Sobald ein Symptom länger als drei Wochen anhält, sollte medizinischer Rat eingeholt werden", empfiehlt Professor Dietz.
Die Verbreitung von HPV führt zu mehr Tumoren im Kopf-Hals-Bereich
Weltweit ist Kopf-Hals-Krebs derzeit sechsthäufigste Krebsart. Obwohl nach wie vor Männer zwei bis dreimal häufiger erkranken als Frauen, ist auch bei Frauen die Tendenz steigend. Mehr als 90 Prozent der Kopf-Hals-Tumore entstehen in den Zellen der Schleimhaut von Mundhöhle, Zunge, Rachen und Kehlkopf. „Rauchen stellt den größten Risikofaktor für die Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren dar“, erklärt HNO-Experte Dietz. Außerdem kann übermäßiger Alkoholgenuss ebenso mitursächlich für die Tumorbildung sein, besonders gefährlich ist die Kombination beider Faktoren.“
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Häufigkeit von Kopf-Hals-Tumoren in Verbindung mit der Verbreitung Humaner Papillomviren (HPV) steht. Grund ist ein geändertes Sexualverhalten. Humane Papillomviren werden in der Regel beim Sex übertragen, dazu gehört auch Oralsex.
Kampagne informiert europaweit
Die European Head and Neck Society (EHNS) hat in Zusammenarbeit mit Landesorganisationen, Ärzten und Patientenorganisation die europäische Aktionswoche ins Leben gerufen. Mit ihrer Kampagne "Make Sense" informiert das Bündnis über die Beeinträchtigungen beim Sprechen und Schlucken, Auswirkungen auf die Sinnesorgane und Behandlungsmöglichkeiten. www.makesensecampaign.eu. Vom 24. bis 26. September finden im Rahmen der Aktionswoche deutschlandweit Patiententage in Kliniken und Kopf-Hals-Zentren statt. Das ausführliche Programm sowie die jeweiligen Termine und Veranstaltungsorte sind auf www.kopf-hals-krebs.de zu finden.
Foto: © RB-Pictures - Fotolia.com