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Kompressionsstrümpfe: Je enger, desto besser

Dienstag, 8. Januar 2013 – Autor: Anne Volkmann
Bei Patienten mit chronischen Beinulzera („offenen Beinen“) können Kompressionsstrümpfe die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv deutlich senken. Je stärker dabei der Druck ist, desto geringer ist das Rezidiv-Risiko.
Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe schützen vor Rezidiv eines Beinulkus

Viele ältere Menschen leiden unter einem chronischen Beinulkus (im Volksmund auch „offenes Bein“ genannt). In den Industrienationen sind etwa drei bis fünf Prozent der Menschen davon betroffen. Ein chronisches Beinulkus ist eine Wunde am Unterschenkel, die nicht in einer angemessenen Zeit abheilt, das heißt länger als vier bis sechs Wochen besteht. Häufig liegt eine Venenfunktionsstörung zugrunde.

Wenn die Venen nicht richtig funktionieren, fließt das Blut unzureichend von den Beinen zurück zum Herzen. Flüssigkeit kann sich in den Beinen sammeln, so dass diese anschwellen – ein Ödem entsteht. Stößt man nun mit dem geschädigten Gewebe beispielsweise an einen Stuhl, kann es leicht zu einer Verletzung kommen. Durch den gestörten venösen Blutkreislauf funktioniert auch der Wundheilungsprozess nur bedingt. Das begünstigt wiederum das Bakterienwachstum, und die Bakterien hemmen eine effiziente Wundheilung. Ein Teufelskreis hat begonnen. Das erklärt zum Teil, warum Beinulzera häufig so langwierig sind und leicht wieder auftauchen.

Kompressionsstrümpfe zur Rezidiv-Prophylaxe

Für den Heilungsprozess wichtig sind eine regelmäßige gründliche Wundreinigung sowie das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Auch um einem Rezidiv vorzubeugen, sind die engen Strümpfe zu empfehlen. Dies hat eine Studie unter Leitung von Dr. Mary Clarke-Moloney von der Universitätsklinik in Limerick nun bestätigt.

Die Forscher wollten herausfinden, wie sinnvoll Kompressionsstrümpfe zur Rezidiv-Prophylaxe bei chronischen Beinulzera sind und ob die Stärke des Drucks von entscheidender Bedeutung für die Wirkung ist. 100 Patienten mit venöser Insuffizienz nahmen an der Studie teil. Einige von ihnen trugen Strümpfe der Kompressionsklasse Eins mit einem Druck von 18 bis 21 mmHG, andere trugen Strümpfe der stärkeren Kompressionsklasse Zwei. Elf Patienten trugen überhaupt keine Stützstrümpfe.

Risiko ohne Strümpfe um das Sechsfache erhöht

Es zeigte sich, dass bei den Strumpfverweigerern das Risiko für die Wiederkehr eines Geschwürs um das Sechsfache erhöht war. Innerhalb eines Jahres kam es bei sieben dieser elf Patienten zu neuen Geschwüren am Unterschenkel. Insgesamt lag die Rezidivrate eines venösen Ulkus innerhalb eines Jahres bei 16 Prozent.

Die Schutzwirkung der Stützstrümpfe stieg mit höherer Kompressionsklasse. Daher sollte den Patienten grundsätzlich die Kompressionsklasse verschrieben werden, die gerade noch tolerabel ist, so Clarke-Moloney. Überraschenderweise fühlten sich die Patienten durch das Tragen der Strümpfe nicht sonderlich eingeschränkt. Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei eins für schlechte Verträglichkeit und zehn für ausgezeichnete Verträglichkeit stand, beurteilten die Teilnehmer ihre persönlichen Erfahrungen mit den Strümpfen meist mit Werten über sieben, was für eine gute Zufriedenheit spricht.

Foto: Miriam Dörr - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin , Pflege

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