Komplikationen bei Koloskopie selten
Über 60.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Darmkrebs. Bei Männern ist er die dritthäufigste, bei Frauen die zweithäufigste Krebsart. Experten sind sich darin einig, dass die Vorsorge-Koloskopie, bei der eventuell vorhandene Krebsvorstufen entfernt werden, Darmkrebs in den meisten Fällen verhindern kann. Daher ist die Darmspiegelung seit 2002 Bestandteil des Krebsfrüherkennungsprogramms in Deutschland.
Es gibt jedoch auch Bedenken, dass die Koloskopie zu möglichen Komplikationen wie Perforationen oder Blutungen führen kann. Zu diesem Risiko lagen in Deutschland bisher jedoch nur unzureichende Daten vor. Nun haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungzentrums (DKFZ) und des Krebsregisters Saarland in einer groß angelegten Studie untersucht, wie viele Komplikationen tatsächlich bei einer routinemäßigen Darmspiegelung auftreten.
Studie glich Angaben von Ärzten und Patienten miteinander ab
Ziel der Studie war es, das Risiko für Komplikationen während einer Vorsorge-Koloskopie und bis zu vier Wochen danach zu bestimmen. Dazu erfassten die Forscher die Daten von mehr als 5000 Personen, die sich im Zeitraum von 2010 bis 2013 im Saarland einer Darmspiegelung unterzogen hatten. Sie befragten sowohl die Ärzte als auch die Untersuchungsteilnehmer nach medizinischen Zwischenfällen und glichen die Ergebnisse anschließend mit den klinischen Unterlagen ab.
„Bisherigen Untersuchungen zur Komplikationsrate wurde oft vorgeworfen, dass sie die Häufigkeit der Vorfälle unterschätzen. Zum einen, weil nur die im bundesweiten Register routinemäßig erfassten Komplikationen berücksichtigt wurden, zum anderen, weil sie nur diejenigen Komplikationen eingeschlossen hatten, die direkt während der Untersuchung aufgetreten sind“, so Studienleiter Professor Hermann Brenner.
Zwischenfälle nur bei 0,38 Prozent der Koloskopien
Es stellte sich heraus, dass nur in 20 Fällen aller untersuchten Koloskopien Komplikationen aufgetreten waren – zumindest, wenn nur diejenigen in Betracht gezogen wurden, die auch von den Ärzten bestätigt worden waren. Insgesamt waren damit 0,38 Prozent der Patienten von Komplikationen betroffen. Meistens handelte es sich um Blutungen, in vier Fällen waren Perforationen aufgetreten. Alle Zwischenfälle konnten erfolgreich behandelt werden, heißt es in der Mitteilung des DKFZ.
Nach Ansicht der Studienautoren ist damit das Komplikationsrisiko bei Früherkennungs-Koloskopien als sehr gering einzuschätzen – selbst wenn eine mögliche Verzögerung von bis zu vier Wochen berücksichtigt wird. Zudem bestätigt die Studie auch, was sich in früheren Untersuchungen bereits angedeutet hatte: Zwischenfälle traten nur bei den Koloskopien auf, bei denen fortgeschrittene Krebsvorstufen oder bösartige Tumoren entfernt wurden. Sie sind also nicht durch die Untersuchung selbst, sondern als Folge der Biopsie aufgetreten – und damit nur bei den Patienten, bei denen sich die Koloskopie als besonders wichtig erwiesen hat.
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