Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Kommt die Kinderlähmung wieder nach Europa?

Montag, 11. November 2013 – Autor:
Wissenschaftler aus Deutschland sind besorgt: In der online Ausgabe der Fachzeitschrift The Lancet warnen sie vor der Einschleppung des Polio-Virus nach Europa.
Kommt die Kinderlähmung wieder nach Europa?

Kinderlähmung: Das Virus könnte unbemerkt einreisen

In Syrien gibt es derzeit einen von der WHO bestätigten Polio-Ausbruch. Auch in Israel zirkulieren neuerdings Polioviren. Das Virus könnte aber auch unerkannt nach Europa eingeschleppt werden, warnen jetzt Prof. Dr. Martin Eichner vom Institut für Klinische Epidemiologie am Universitätsklinikum Tübingen und Stefan O. Brockmann vom Kreisgesundheitsamt Reutlingen in der online Ausgabe der Fachzeitschrift The Lancet.

Die Verbreitung des Virus könnte einerseits durch den Flüchtlingsstrom aus Syrien erfolgen, andererseits auch durch Reisende aus Israel, schreiben die beiden Autoren. Das Polio-Virus könnte aber auch indirekt über andere Länder zu uns gelangen. Besonders gefährdet seien Bosnien und Herzegowina, die Ukraine sowie Österreich, weil in diesen Ländern die Durchimpfungsrate gegen Polio besonders gering sei.

Kinderlähmung stellt in Deutschland seit Jahrzehnten keine Gefahr mehr dar

Über diese Wege könnte die Kinderlähmung auch wieder nach Deutschland gelangen. Dank eines Impfprogramms traten seit Jahrzehnten in Deutschland keine Fälle von Kinderlähmung mehr auf. Nur etwa einer von 200 Ungeimpften Infizierten entwickelt eine Kinderlähmung. Daher sei die Gefahr, dass das Virus unbemerkt über die Grenzen gelangt sehr groß. In unzureichend immunisierten Bevölkerungsgruppen könne sich das Virus ein Jahr lang unbemerkt ausbreiten, ohne sich durch Fälle von Kinderlähmung bemerkbar zu machen, so die beiden Gesundheitsexperten in The Lancet.

Polio-Viren könnten im Abwasser stecken

Die Autoren sind der Ansicht, dass das alleinige Impfen von Flüchtlingen nicht ausreichen könnte, um die Verbreitung auch nach Europa zu verhindern. Die derzeit eingesetzte Polio-Impfung mit inaktiven Polioviren (IPV) sei zwar hochwirksam gegen das Auftreten der Krankheit, schütze aber nur wenig vor einer Ansteckung und vor der Weiterverbreitung des Virus. Die Schluckimpfung könnte nach Ansicht der beiden Wissenschaftler  effektiver eine Verbreitung des Polio-Virus verhindern. Das wird aber wohl kaum möglich sein: Die Schluckimpfung mit oralem Polio-Impfstoff wurde in West-Europa abgesetzt, weil es gelegentlich zu Erkrankungen der Geimpften und ihrer Kontaktpersonen kam. Das Virus wird bei der oralen Impfung nämlich über den Verdauungstrakt ausgeschieden und birgt ein - wenn auch geringes - Ansteckungsrisiko. 

Dort, wo sich syrische Flüchtlinge aufhalten oder aus anderen Gründen eine erhöhte Wachsamkeit geboten scheint, sollten regelmäßig Abwasserproben auf Polio-Viren untersucht werden, raten Eichner und Brockmann.

Foto: © Gerhard Seybert - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Gesundheitskrise

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin