Körperliche Aktivität verjüngt die Herzmuskelzellen

Körperliche Aktivität kann die Neubildung von Herzmuskelzellen selbst im Alter unterstützen, zeigt eine Studie der Universität Heidelberg. – Foto: AdobeStock/abhijith3747
Kein Medikament besitzt derart vielseitige positive Gesundheitseffekte wie Sport. Regelmäßige Bewegung steigert Muskelkraft und Knochendichte, hält die Gelenke jung und verbessert die Denkleistung im Gehirn, senkt die Cholesterinwerte und den Blutdruck, vermindert das Risiko für bestimmte Krebsarten und erhöht die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Deswegen werden sportliche Menschen auch seltener krank. Eine Studie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) bestätigt jetzt den Anti-Aging-Effekt von körperlicher Aktivität: Demnach fördert sie die Neubildung von Herzmuskelzellen – und zwar selbst in gealterten Herzen.
Säugetiere: Herzzellen erneuern sich normalerweise kaum
Das Herz erwachsener Säugetiere besitzt nur eine sehr begrenzte Fähigkeit, Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) neu zu bilden. Mit dem Älterwerden sinkt diese Regenerationsfähigkeit weiter; zugleich steigt die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit Sport lässt sich hier offenbar gegensteuern. Die Arbeitsgruppe „Cardiac Remodeling and Regeneration“ der Klinik für Kardiologie am UKHD hat jetzt im Mausmodell Belege dafür gefunden, dass körperliche Aktivität bei alternden Mäusen den Neubildungsprozess des Herzmuskels ankurbelt. Der Fachbegriff für diese Zellneubildung: Kardiomyogenese.
Achtwöchiges Bewegungsprogramm für ältere Mäuse
„In früheren Arbeiten haben wir bereits nachgewiesen, dass ausdauernde Bewegung die Kardiomyogenese jüngerer Mäuse effektiv stimuliert“, berichtet Carolin Lerchenmüller, die Leiterin der Arbeitsgruppe. „Jetzt haben wir den Einfluss der körperlichen Aktivität auf die zellulären und molekularen Mechanismen der Kardiomyogenese bei älteren Mäusen untersucht.“ In einem achtwöchigen Bewegungsprogramm gaben die Wissenschaftler einer Gruppe von 20 Monate alten Mäusen die Möglichkeit, in einem Laufrad zu rennen. Danach untersuchten sie die Neubildung der Herzmuskelzellen mithilfe einer Kombination bildgebender, histologischer und genetischer Techniken. Die Ergebnisse verglichen sie mit denen einer Kontrollgruppe von ebenfalls älteren, aber körperlich weniger aktiven Mäusen. Zudem führten sie einen Vergleich mit jüngeren Tieren durch.
Sportliche Mäuse bilden neue Herzmuskelzellen
Die Forschenden fanden heraus, dass die errechnete jährliche Rate an neu entstandenen Herzmuskelzellen in der „Sport treibenden“ Gruppe älterer Mäuse bei 2,3 Prozent lag. Dagegen waren in der sportlich passiven Kontrollgruppe keine neuen Herzmuskelzellen zu verzeichnen. Um die Mechanismen, die hinter der Kardiomyogenese stecken, besser zu verstehen, untersuchte das Team die Mäuse mit molekularen Analyseverfahren. Sie fanden unter anderem heraus, dass ein besonderes Gen (das Gen RCAN1.4) bei älteren Mäusen durch das Bewegungsprogramm vermehrt aktiviert wird.
Übertragbarkeit auf den Menschen muss noch erwiesen werden
Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden jetzt im Fachmagazin „Circulation“ veröffentlicht. Nach Aussagen von Arbeitsgruppenleiterin Lerchenmüller sollen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um zu erfahren, ob sich aus den Erkenntnissen aus dem Tierversuch Möglichkeiten zur Prävention und Therapie von Herzerkrankungen auch beim Menschen ableiten lassen.