Könnten Vitamin B3 oder Kieselerde bei Covid-19-Therapie helfen?

Vitamin B3 und Kieselerde werden jetzt bei Covid-19-Patienten als Therapieergänzung getestet – Foto: ©Imillian - stock.adobe.com
Könnte die Gabe von Vitamin B3 oder Kieselerde bei der Covid-19-Therapie helfen? Dieser Frage gehen jetzt Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, nach. Sie haben eine Studie zur Wirksamkeit einer molekularen Ernährungsintervention bei Patienten mit einer frühen COVID-19-Erkrankung, gestartet. Die Erkrankung wird durch das Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufen.
Dabei geht es darum, milde Erkrankungen zu stabilisieren und die Zahl schwerer Verläufe, die eine Sauerstofftherapie im Krankenhaus nötig machen, zu reduzieren. Dazu soll gezielt der Ernährungsstatus der Patienten optimiert werden. Bundesweit sollen rund 1.300 ambulante Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion, bei denen leichte bis mittelschwere Symptome auftreten, in die Studie eingeschlossen werden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mangelernährung Ursache für schweren Verlauf?
Durchgeführt wird das Vorhaben von Prof. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Prof. Matthias Laudes, Leiter der Ernährungsmedizin der Klinik, Prof. Dr. Wolfgang Lieb, Direktor des Instituts für Epidemiologie des UKSH und der Universität zu Kiel sowie dem Kompetenznetz Darmerkrankungen.
Hintergrund des Forschungsprojektes ist der begründete Verdacht, dass Mangelernährung ein wesentlicher Risikofaktor für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung ist. In einer Arbeit, die 2012 im Fachblatt Nature veröffentlicht wurde, konnten Schreiber und seine Kollegen zeigen, dass der negative Einfluss einer Mangelernährung auf das Immunsystem insbesondere auf eine einzelne Aminosäure zurückzuführen ist.
Körper baut Aminosäure Tryptophan ab
"Der Körper baut darüber hinaus bei chronischen Entzündungen die essentielle Aminosäure Tryptophan ab und wandelt sie in Stoffwechselprodukte um, die selbst entzündungsfordernd sind. Ebenso wird Deckzellen der Lunge und des Darms lebenswichtige Energie entzogen", sagt Prof. Schreiber. Der Entzug von Tryptophan konnte bei Patienten mit der Infektionskrankheit SARS oder nach einer Ansteckung mit dem Virus MERS-CoV ebenso wie bei Grippekranken beobachtet werden.
In Folgestudien stellten Schreiber und viele andere Forschungsgruppen fest, dass molekulare Ernährungsinterventionen im Tiermodell eine reparierende Wirkung für die Immunfunktion haben und ihnen eine wesentliche antientzündliche Wirkung zukommt.
Könnten Vitamin B3 oder Kieselerde bei Covid-19-Therapie helfen?
Könnten Vitamin B3 oder Kieselerde bei Covid-19-Therapie helfen? Um das herauszufinden bekommt die eine Hälfte der Patienten über vier Wochen täglich 1.000 mg Vitamin B3, die andere Hälfte erhält Kieselerde. Teilnehmer werden noch in die Studie aufgenommen. Informationen dazu gibt es unter www.covid19trial.de.
Besonders angesprochen sind Ärzte, die ihren frisch diagnostizierten Patienten eine Behandlungsoption bieten wollen, und Betroffene, bei denen eine SARS-CoV-2 Infektion nachgewiesen wurde und die Symptome haben. Die Studienteilnehmer erhalten die Testpräparate kostenlos zugesandt. Es folgen drei Anrufe im Abstand von zwei Wochen und ein abschließender Kontakt nach sechs Monaten, in denen Fragen zum Krankheitsverlauf gestellt werden.
Foto: Adobe Stock/Imillian