Können Frauen mit schwerer Endometriose Kinder bekommen?
Endometriose betrifft etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter. Die Sorge, kinderlos zu bleiben ist offenbar genauso unbegründet wie die, Kinder nicht spontan zur Welt bringen zu können. Sowohl eine Schwangerschaft als auch eine natürliche Geburt ist sogar nach einer Operation wegen schwerer Endometriose möglich. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bern, die soeben im Fachjournal «Fertility and Sterility“ veröffentlicht worden ist.
„Entgegen der allgemeinen Meinung, können Endometriosepatientinnen nicht nur schwanger werden, sondern auch spontan gebären“, fasst Studienleiter Dr. med. Konstantinos Nirgianakis, Oberarzt am Endometriosezentrum des Universitätsspitals Bern, die erfreulichen Ergebnisse zusammen.
Risiken während Schwangerschaft und Geburt analysiert
Nirgianakis und sein Team hatten 62 Frauen nach einer erfolgreich durchgeführten Endometriose-Operation untersucht und mit 186 gesunden Frauen verglichen. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob eine Schwangerschaft und Geburt nach einer solchen Operation risikoreicher ist als die einer Frau ohne Endometriose.
Dabei zeigten sich nur geringfügige Unterschiede: Frauen mit Endometriose entwickelten etwas häufiger einen Bluthochdruck während der Schwangerschaft und hatten eine leicht erhöhte Neigung zu Kindern mit einem geringeren Geburtsgewicht. Außerdem kam es etwas häufiger als gewöhnlich zu einer sogenannten «Plazenta previa», bei der die Plazenta den Geburtskanal verschließt. Doch die Risiken waren geringer als erwartet und laut den Wissenschaftlern keine Kontroindiaktion für eine Schwangerschaft.
Natürliche Geburt häufig möglich
Auch die Annahme, dass Vaginalgeburten aufgrund der Operation an Darm und Vagina problematisch sind und beispielsweise häufiger zu Vaginalrissen oder Geburtsstillstand führen, konnten die Wissenschaftler entkräften: Zwar hatten Frauen mit Endometriose einen leicht höheren Blutverlust während der Geburt, aber ansonsten keine Tendenz zu vermehrten Komplikationen. Endometriosepatientinnen brachten ihre Kinder fast ebenso so häufig spontan zur Welt wie Frauen der Vergleichsgruppe.
„Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass Frauen nach größeren Endometriose-Operationen keine nennenswert höheren Risiken für die Geburt haben“, betont Nirgianakis.
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der gutartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter im Bauchraum wächst. Dies kann vor allem während der Monatsblutung zu starken Blutungen und Bauchschmerzen führen. Bei einer schweren Endometriose infiltriert das Gewebe den Darm oder die Vagina. In vielen Fällen kann dann eine konservative Therapie allein nicht mehr helfen und die Endometriose muss durch eine Operation entfernt werden.
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