Kniegelenk: Diese Therapien können Knorpelschäden ausgleichen

Alter, Geschlecht oder Beruf entscheiden mit darüber, wie sehr sich Knorpelsubstanz zum Beispiel im Kniegelenk über die Jahre abnutzt. – Foto: AdobeStock/Graphicroyalty
Die Knorpelmasse zwischen unseren Gelenken dient als eine Art Puffer oder Stoßdämpfer. Mit zunehmendem Alter nutzt sich die Knorpelmasse ab. Sie kann grundsätzlich alle Gelenke betreffen. Am häufigsten betroffen sind jedoch die Gelenke an Knie und Hüfte sowie Schulter und Fingern. Schmerzen treten bei Belastung der Gelenke auf, vor allem zu Beginn einer Bewegung, man spricht hier vom sogenannten Anlaufschmerz. Im weiteren Verlauf dieser chronisch verlaufenden Alterserscheinung sind die Gelenke in ihrer Beweglichkeit zunehmend eingeschränkt.
Knorpelverschleiß: Abhängig von Beruf, Gewicht und Geschlecht
„Bei der Arthrose handelt es sich um die am häufigsten verbreitete Gelenkerkrankung weltweit. Ob und in welchem Alter jemand daran erkrankt, hängt neben der genetischen Veranlagung vor allem davon ab, wie stark die Gelenke – zum Beispiel durch den Beruf – beansprucht werden“, heißt es in einem Patientenratgeber der AOK. Auch Übergewicht und angeborene oder durch einen Unfall entstandene Gelenkfehlstellungen führen demnach durch die stärkere Belastung der Gelenke früher als bei Menschen ohne diese Risikofaktoren zur Arthrose. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Ab 65 Jahren sind mehr als die Hälfte aller Frauen, aber nur ungefähr ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen.
Lange Zeit galt für den Knorpel, der unsere Gelenke ummantelt: Wenn er weg ist, ist er weg. Der Grund: Knorpel wird nicht durchblutet. Allerdings gibt es inzwischen zahlreiche Therapien, um Schäden am Knorpel auszugleichen. Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" stellt in seiner aktuellen Ausgabe (Nummer 10A/2022) aussichtsreiche Therapieformen vor.
Bei geringen Schäden hilft die Knorpelzellentransplantation
Nicht jeden Knorpelschaden kann man reparieren. Bei fortgeschrittener Arthrose benötigen Betroffene oft künstlichen Gelenkersatz. Aber: „Löcher an einer Stelle bei einem sonst gut erhaltenen Knorpel an einem gesunden Gelenk können mit knorpelregenerativen Therapien sehr gut behandelt werden", sagt Professor Philipp Niemeyer aus München, einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Knorpelregeneration.
Als Standardmethode zur Regeneration von Knorpeldefekten gilt in Fachkreisen die Knorpelzellentransplantation. Allerdings sind dafür zwei Operationen nötig. In der ersten OP wird Knorpelgewebe entnommen und in einem Labor aufbereitet. In einer zweiten OP wird der Defekt mit dem Knorpelzellengemisch aufgefüllt.
Knochenmarkstimulation soll Zellneubildung anregen
Eine weitere mögliche Therapie ist die Knochenmarkstimulation. Dabei wird der Knochen im Bereich des Defekts angebohrt. Das Knochenmark wird angeregt, aus Stamm- neue Knorpelzellen zu bilden. Geeignet ist die Methode für Schäden bis maximal zwei Quadratzentimeter. Vorteil dieser Behandlung ist die einfache und minimalinvasive Operation. Durch die geringere Knorpelqualität im Vergleich zur Knorpelzellentransplantation besteht allerdings das Risiko, dass erneut Beschwerden auftreten.
Neues OP-Verfahren: „Spachtelmasse“ aus körpereigenem Gewebe
Ein relativ neues Verfahren nennt sich „Minced Cartilage“. Dabei wird während der OP Gewebe gesammelt, stark verkleinert und mit Eigenblutprodukten vermengt. Noch während der Operation wird der Defekt mit diesem Gemisch aufgefüllt. Aus den kleinen Knorpelchips in der Mischung sollen Knorpelzellen auswandern und so den Knorpel regenerieren. Die Wirksamkeit dieser neuen Therapieform muss allerdings in klinischen Studien noch genauer untersucht werden.
Knie-OP geplant? Pro und Contra gut abwägen
Trotz neuer und auch vielversprechender Ansätze in der operativen Therapie, raten viele Mediziner dazu, Pro und Contra einer Knie-OP sorgsam gegeneinander abzuwägen – ganz besonders dann, wenn der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks (Endoprothese) zur Debatte steht. Schließlich ist das Knie ein hochkomplexes Gelenk. Hier einzugreifen, birgt immer auch ein Risiko in sich.