Kniearthrose: Wirkung von Spritzen verpufft nach vier Wochen
Gelenkspiegelungen und Spritzen – wer an einer Kniearthrose leidet, erhofft sich durch solche Therapiemaßnahmen bessere Beweglichkeit und weniger Schmerzen. Nun hat der Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung die gängigsten Therapiemaßnahmen unter die Lupe genommen und festgesellt: Gelenkspiegelungen, Hyaluron- und Kortikoid-Injektionen zeigen bei Kniearthrose kaum Wirkung. Risiken, die mit den Eingriffen verbunden sind, sind dagegen kaum erforscht.
„Spritzen und Spiegelungen sind auf längere Sicht häufig wirkungslos. Ihr Nutzen wird allzu oft überschätzt und die verbundenen Risiken, wie etwa Entzündungen oder Schwellungen ausgeblendet", sagt Prof. Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding Zentrums am Max-Planck-Institut in Berlin. Das Zentrum hatte für den Faktencheck Kniearthrose aktuelle Literatur bzw. internationale Studien analysiert. „Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Faktenlage bei häufig eingesetzten Behandlungen recht dünn ist. Doch die Patienten werden selten darüber aufgeklärt, so Gigerenzer weiter.
Kniearthrose: Hyaluron-Injektionen ohne nachhaltigen Nutzen
Besonders kritisch bewerten die Wissenschaftler Hyaluron-Injektionen. Die Behandlung führe zwar gelegentlich zu geringfügigen Schmerzlinderungen und mehr Beweglichkeit. Allerdings seien die Besserungen nach wenigen Monaten oft nicht mehr nachweisbar. Kortikoid-Injektionen seien aber auch keine Alternative. Sie könnten Schmerzen nur kurzfristig lindern. „Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Wirkung bereits nach vier Wochen verpufft“, sagt Eckhard Volbracht, Projekt Manager "Faktencheck Knieoperation" bei der Bertelsmann Stiftung. Patient und Arzt sollten vielmehr zunächst alle konservativen Maßnahmen ausschöpfen. Dazu zählen Gewichtsreduktion, gelenkschonende Aktivitäten, Physio-, Ergo- und physikalische Therapie. „Sie erfordern zwar mehr Eigenverantwortung. Doch richtig eingesetzt, helfen sie oft nachhaltiger", meint Volbracht.
Arthroskopie nicht wirksamer als Physiotherapie
Gegen Injektionen spricht laut Faktencheck auch, dass sie häufig Nebenwirkungen wie gerötete Haut, Schwellungen und auch Gelenkentzündungen hervorrufen. Zudem erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Die Patienten müssen die Injektionen in der Regel selber bezahlen. Auch Gelenkspiegelungen (Arthroskopien) kommen in der Analyse schlecht weg. Viele Patienten können nach der Operation im Vergleich zu Nicht-Operierten weder besser gehen, noch haben ihre Schmerzen nachgelassen, so das Fazit.
In Deutschland sind etwa jeder dritte Mann und jede zweite Frau über 60 Jahre von einer Kniearthrose betroffen.
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