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Klimawandel: Durch Mücken und Zecken übertragene Krankheiten nehmen zu

Freitag, 17. Mai 2019 – Autor:
Durch den Klimawandel werden durch Mücken und Zecken übertragene Krankheiten zunehmen. Die Parasiten profitieren vom wärmeren Klima. Das berichten Infektologen auf einem Kongress in Amsterdam.
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Zecken können sich durch Klimaerwärmung stärker in Europa verbreiten – Foto: ©Ralf Geithe - stock.adobe.com

Durch den Klimawandel werden durch Mücken und Zecken übertragene Krankheiten in Europa zunehmen. Die Parasiten profitieren vom wärmeren Klima. Das berichten Experten auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) in Amsterdam.

Zu den Krankheiten zählen Chikungunya, Dengue-Fieber, Leishmaniose und FSME. Neben dem Klimawandel gelten unter anderen die verstärkten Reise- und Handelsaktivitäten rund um den Globus als eine der Ursachen für die stärkere Verbreitung bislang nur in den Tropen beheimateten Arten.

Betroffen sind nicht nur die gemäßigt warmen Länder rund um das Mittelmeer. Selbst in höher oder weiter im Norden gelegenen Regionen könnte es zu einem Anstieg der Krankheitsfälle kommen.

Zecken: Zahl der gemeldeten FSME-Fälle hat zugenommen

Durch Zecken (hauptsächlich der Gattung Ixodes ricinus) übertragen werden die Lyme-Borreliose mit geschätzten 65.000 Fällen pro Jahr EU-weit und FSME mit einem starken Anstieg gemeldeter Fälle in europäischen Endemiegebieten, was teils auf eine verbesserte Überwachung und Diagnose zurückzuführen ist.

Wärmere Winter, längere Vegetationsperioden und früher beginnende und heißere Sommer verbessern die Bedingungen für Zecken und erhöhen die Anzahl der Wirtspopulationen, so die Forscher. Der Lebensraum von Ixodes ricinus in Europa könnte 2040 bis 2060 um 3,8 Prozent wachsen, Skandinavien sei am stärksten gefährdet.

Dengue-Fieber in Frankreich und Kroatien

Durch die globale Erwärmung konnten sich auch Mücken und andere krankheitsübertragende Insekten stärker vermehren, an unterschiedliche Jahreszeiten anpassen und neue Gebiete in Europa erobern. Das zeigen Ausbrüche von Dengue-Fieber in Frankreich und Kroatien, Malaria in Griechenland, West-Nil-Fieber in Südosteuropa und Chikungunya in Italien und Frankreich.

"Europa im Mittelmeerraum ist mittlerweile eine tropische Teilzeitregion", erklärt Dr. Giovanni Rezza, Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten am Istituto Superiore di Sanitá in Rom, in einer Pressemitteilung.

Ideale Bedingungen für die Asiatische Tigermücke

Heißes und feuchteres Wetter schafft ideale Bedingungen für die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die die Viren, die Dengue und Chikungunya verursachen, verbreitet und sich mittlerweile auch in Süd- und Ost-Großbritannien und Mitteleuropa vermehrt. Früher war die Dengue-Übertragung auf tropische und subtropische Regionen beschränkt, da die Mückenlarven und -eier durch Temperaturen unter null Grad abgetötet werden.

Darüber hinaus könnten verbesserte Klimabedingungen die Verbreitung der Sandfliege - die Hauptursache für Leishmaniose - bis Ende der 2060er Jahre auf südliche Teile Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands ausweiten.

Durch Mücken und Zecken übertragene Krankheiten nehmen zu

Durch Mücken, Zecken und andere Insekten übertragene Krankheiten werden in Europa zunehmen. Die Forscher fordern daher, die Überwachung und den Datenaustausch zu verbessern und die Umwelt- und Klimavoraussetzungen, die die Verbreitung der Parasiten begünstigen, genauer zu beobachten.

Die Gesundheitsbehörden müssten Frühwarnsysteme einführen, auch sei das Bewusstsein für die potenziellen Risiken bei Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Öffentlichkeit zu schärfen, sagt Prof. Jan Semenza vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. Ziel müsse es sein, die Verbreitung dieser Krankheiten einzuschränken.

Foto: ralf geithe/fotolia.com

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