
Kleiner Aufwand, großer Effekt: Mit wenigen, kleinen Verhaltensänderungen könnten die Mitarbeiter des Gesundheitswesens zur Rettung des Weltklimas beitragen. Mehr als 7 Millionen arbeiten hier in 240.000 Einrichtungen. – Foto: ©FotoliaXIV - stock.adobe.com
Katastrophen, verursacht durch Klimawandel – für Mitteleuropäer war das bislang ein Thema, das man nur aus dem Fernsehen kannte. Mit dem Jahrhundertsommer 2018 ist für viele das Problem auch im - durch gemäßigtes Klima verwöhnten - Deutschland angekommen. Während Kritiker der Bundesregierung vorwerfen, ihre selbstgesteckten Klimaschutzziele und das Pariser Klimaabkommen nicht wirklich ernst zu nehmen, geht die „Viamedica – Stiftung für eine gesunde Medizin“ aus Freiburg einen Schritt weiter: Sie stellt Institutionen aus dem Gesundheitssektor gratis ein Aktionspaket zur Verfügung, mit dessen Hilfe sie betriebsintern ihr eigenes Klimaschutzprojekt umsetzen können: ohne großen organisatorischen Aufwand, ohne dass Betriebsabläufe behindert werden, unkompliziert – und kostenlos.
„Mit unserem Projekt ‚Lebensretter – Klimaretter‘ sprechen wir alle 240.000 Unternehmen und Einrichtungen im Gesundheitssektor in Deutschland an und motivieren sie dazu, mit ihrer Teilnahme ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen“, sagt Markus Loh, Projektleiter bei der Stiftung Viamedica. Adressaten sind Krankenhäuser, Krankenkassen, Arztpraxen und Apotheken genauso wie Medizintechnik- und Pharmaunternehmen oder Gesundheitsbehörden. Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium gefördert und leistet im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) einen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele.
Fertig ausgearbeitetes, kostenlos nutzbares Klimaschutzprojekt
„Klimaretter – Lebensretter“ ist ein für Einrichtungen nutzbares, fertig ausgearbeitetes Klimaschutzprojekt, das die Beschäftigten der Einrichtungen mobilisiert, Klimaschutz im Alltag quasi nebenbei umzusetzen. Für Einrichtungen im Gesundheitswesen hat eine Teilnahme dem Projektleiter zufolge eine ganze Reihe von Vorteilen: Sie können Energiekosten senken und CO2 einsparen, ohne eigene Mittel einzubringen. Der Projektleitfaden und ausführliche digitale und analoge Materialen (Flyer, Poster, Öffentlichkeitsarbeit) unterstützen sie dabei, ein firmeninternes Klimaschutzprojekt umzusetzen. Das Projekt kann ihn den Nachhaltigkeitsbericht oder in die Umweltzertifizierung einfließen (zum Beispiel nach EMAS oder ISO 14001). Und sie können sich gegenüber der Öffentlichkeit mit ihrer Vorbildrolle schmücken. „Das Gesundheitswesen erscheint oft nur dann in den Medien, wenn etwas schief läuft oder wenn etwas teurer wird“, sagt Projektleiter Loh. Mit dem Klimaschutzprojekt aber könnten Gesundheitseinrichtungen mit einer Vorbildrolle in der Öffentlichkeit positionieren.
„Wir wollen Gesundheitseinrichtungen dabei unterstützen, ihre Belegschaft für einen bewussteren Umgang mit Energie und Ressourcen zu sensibilisieren“, sagt Markus Loh. „Wir zielen auf einen Effekt durch ein anderes Nutzerverhalten ab.“ Wichtig ist das insbesondere für Krankenhäuser, die zu den größten Energieverbrauchern in Deutschland zählen. Klimaschutz am Arbeitsplatz – wie kann das aussehen? Kernpunkt des Projekts ist ein übers Internet erreichbares Tool mit über 20 Mini-Klimaschutzmaßnahmen aus den Bereichen Energie, Konsum, Mobilität und Ressourcen, die im Alltag nebenher gelebt oder erledigt werden können.
Klimaschutz: Kleine Maßnahmen für den Alltag
- mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren statt mit dem Auto
- Fahrgemeinschaften bilden
- die Treppe nehmen statt den Aufzug
- Hände mit kaltem Wasser waschen
- in der Toilette nicht das Licht brennen lassen
- Stoßlüften statt Dauerkipp, damit Räume nicht auskühlen
- abends die Fenster schließen
- Leitungswasser trinken statt Mineralwasser aus Flaschen
- Elektrogeräte ganz ausschalten, auf Standby-Modus verzichten
- saisonal und regional einkaufen
In dem Online-Tool können Mitarbeiter einzeln oder als Teams ihre kleinen täglichen Erfolge dokumentieren: Sichtbar für andere Mitarbeiter im gleichen Unternehmen – und für eine deutschlandweite Community. „Hier beginnt das Spielerische, der Spaß am Wettbewerb“, sagt Projektleiter Loh. „Wer spart am meisten C02 ein? Wer wird Deutschlands Klimaretter des Jahres?“ Diese Auszeichnung, „Klimaretter-Award“, will die Stiftung im Frühjahr 2019 erstmals an die bundesweit Besten vergeben – sowohl an Einzelpersonen wie auch an komplette Einrichtungen. Zu den aktuellen Teilnehmern des Klimaschutzprojekts zählen etwa die Asklepios-Klinik Barmbek in Hamburg, der Agaplesion-Konzern aus Frankfurt oder die Unikliniken in Dresden und Freiburg. Die Uniklinik Freiburg ist auch Geburtsort und Sitz der Stiftung Viamedica. Ihr Ziel ist es, in Patientenversorgung, Lehre, Forschung und Medizintechnik ein Gleichgewicht von Medizin, Mensch und Natur herzustellen. Dazu zählt beispielsweise ein besserer Schutz von Patienten und Personal durch umweltschonende Krankenhaushygiene.
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