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Kinderkliniken in Gefahr

Mittwoch, 2. Juli 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Müssen immer mehr Kinderabteilungen in Krankenhäusern schließen? Davor warnen die Bundesärztekammer (BÄK), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland (GKinD).
Wohnortnahe stationäre Versorgung von Kindern bedroht durch Fachkräftemangel und Unterfinanzierung

Kinderstationen in Krankenhäusern kämpfen mit Unterfinanzierung und Ärztemangel – Foto: fotoperle - Fotolia

„Wenn wir das hohe Versorgungsniveau in der Kinder- und Jugendmedizin erhalten wollen, brauchen wir dringend eine Neuregelung der Finanzierungssystematik und endlich wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels in der Pädiatrie“, sagt Bundesärztekammerpräsident Professor Frank Ulrich Montgomery. Er unterstützt die Aktion „Rettet die Kinderstation“, die die Kinderärzte und die Kinderkliniken mit weiteren Verbänden gestartet haben.

Unter dem Aktionsmotto fordern die Ärzte Politiker in Bund und Ländern auf, bei der anstehenden Krankenhausreform besonderes Augenmerk auf die Sicherung der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in den Kliniken zu lenken. Online, mit Plakaten und Faltblättern machen die Organisationen auf die dramatische Situation der Kinderkliniken aufmerksam.

Immer weniger Kinderstationen

In den 20 Jahren nach 1991 wurde fast jede fünfte Kinderabteilung geschlossen und vier von zehn Betten in der stationären Kinder- und Jugendmedizin wurden seitdem gestrichen. Das teilte die DKinD mit. Bestanden im Jahr 1991 noch 440 Abteilungen für Kinderheilkunde mit mehr als 31.000 Betten, waren es im Jahr 2010 nur noch 363 mit rund 19.000 Betten. Von den 99 Abteilungen für Kinderchirurgie bestanden im Jahr 2010 noch 80. Die durchschnittliche Verweildauer sank im gleichen Zeitraum von 9,1 auf 4,9 Tage, während die Behandlungsoptionen wuchsen und die Komplexität der Versorgung zunahm.

Kinderkliniken in Gefahr

„Kinderkliniken und Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin sind schon längst nicht mehr zukunftsfest ausgestattet, weder strukturell noch finanziell“, so DGKJ-Präsident Professor Norbert Wagner. Die Organisationen weisen zudem darauf hin, dass kleinere Versorgungseinheiten in strukturschwachen Regionen durch die im Fallpauschalen-System nur unzureichend gegebene Refinanzierung der Vorhaltekosten systematisch benachteiligt würden.

Die Ärzteorganisationen forderten deshalb eine ausreichende Finanzierung der notwendigen Personal- und Sachkosten. Auch die Anforderungen an die Personalausstattung und Maßnahmen der Struktur -, Prozess- und Ergebnisqualität, die für die Versorgung von Früh- und Reifgeborenen gefordert werden, bedürften dringend einer Refinanzierung.

Kinderärztemangel in ländlichen Kliniken nimmt zu

Für dringend nötig halten die Initiatoren der Aktion „Rettet die Kinderstation“ aber auch mehr Anreize für den ärztlichen Nachwuchs in diesem Bereich. In Brandenburg musste eine Kinderklinik aufgrund von Ärztemangel bereits vorübergehend schließen. Maßnahmen gegen den Ärztemangel müssten forciert und der Ausbildungsschwerpunkt Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in der Erstqualifikation der Pflegeberufe erhalten werden. BÄK, DGKJ und GKinD legen Wert darauf, dass an den qualitativen Mindestanforderungen für die Struktur der kinder- und jugendmedizinischen oder kinderchirurgischen Fachabteilungen nicht gerüttelt werden darf. Sie stellten zudem klar, dass Kinder und Jugendliche in zumutbarer Nähe zu ihrem Wohnort eine ambulante, prä- und poststationäre Versorgung erhalten müssten.

Foto: fotoperle - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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