Kinderärzte mahnen zur Dringlichkeit beim Präventionsgesetz
Kinder aus einkommensschwachen Familien sind öfter gesundheitlich benachteiligt. Das räumt auch die Bundesregierung ein, zum Beispiel in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Links-Fraktion. Exakte Daten auf Bundesebene lieferte zuletzt der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts (RKI). Er bestätigte, dass sich bei ärmeren Kindern und Jugendlichen Risikofaktoren wie Rauchen, Passivrauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht häufen. Auch psychische Störungen kommen bei diesen Kindern doppelt so häufig vor.
DAKJ: Hartz-IV-Karrieren vorbeugen, Flüchtlingskinder mitnehmen
Als „beunruhigend“ bewertet die DAKJ die gehäuften Störungen der Sprachentwicklung und kognitiven Fähigkeiten von Vorschulkindern aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status, „weil diese in der Regel ihre Chancen auf eine gute Schul- und Ausbildungskarriere, mithin ihre Sozialprognose beeinträchtigen“. So entstehen Hartz-IV-Karrieren.
Vor diesem Hintergrund fordert die DAKJ, dass Kinder und Jugendliche im neuen Präventionsgesetz besonders berücksichtigt werden. Eine nationale Präventionsstrategie dürfe nicht erst bei den Erkrankungen der Erwachsenen ansetzen, so der Generalsekretär der DAKJ, Professor Manfred Gahr. „Was wir so bald wie möglich brauchen, ist ein Präventionsgesetz, das die Prävention für Kinder- und Jugendliche regelt und ausreichend finanziert“, fordert Gahr. Im Fokus müssten vor allem Angebote für armutsgefährdete und arme Familien sowie für Familien mit niedrigerem Bildungsstatus stehen, so die DAKJ. Eine weitere Herausforderung ist die Prävention von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen. Flüchtlingskinder mit ihren traumatischen Erfahrungen dürften dabei nicht vergessen werden. „Was wirklich wichtig ist, sind konkrete Angebote zur Verbesserung der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, die in ihrem sozialen Umfeld stattfinden“, so Gahr.
Die DAKJ fordert aber auch, „dass endlich eine Qualitätsoffensive in den Kitas und Schulen stattfinden muss“. Für nötig hält sie vor allem bessere Personalschlüssel und eine bessere Ausbildung der Erzieherinnen. Nur so könne das pädagogische Personal die Vorschläge zur Verbesserung der Gesundheit und der gesundheitlichen Bildung von Kindern und Jugendlichen auch wirklich umsetzen.
Mehr als ein Drittel der Kinder in Berlin leben vom Staat
Dass das Problem der Kinderarmut kein kleines ist, zeigen neue Zahlen aus Berlin. Mehr als ein Drittel der Minderjährigen in der Hauptstadt lebt in Familien, die von staatlichen Transferleistungen wie Hartz IV oder Sozialhilfe abhängig sind. Das sind über 170.000 Kinder, knapp die Hälfte von ihnen (83.536) ist jünger als sieben Jahre.