Kinder: TV-Werbung kann Übergewicht fördern
Einer Langzeitstudie zufolge sind hierzulande 16,5 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren übergewichtig. Damit belegt Deutschland beim Anteil übergewichtiger Kinder in Europa einen mittleren Platz. Am höchsten liegt der Anteil in Italien (42 Prozent), am niedrigsten in Belgien (9,5 Prozent). Die I.Family Study, eine große europäische Langzeitstudie, hat zudem gezeigt, dass Fernsehwerbung bei Kindern den Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln erhöht und damit Übergewicht fördert. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert nun, an Kinder gerichtete TV-Spots für hochkalorische, übergewichtsfördernde Lebensmittel zu verbieten.
„Es gibt kein einziges vernünftiges Argument, das Werbung für ungesunde Dickmacher rechtfertigen könnte, die sich an Kinder und Jugendliche richtet“, betont Professor Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. „Beim Kampf gegen das Übergewicht kommt dem Umfeld eine Schlüsselrolle zu, dazu zählen vor allem auch die Eltern, die positiv Einfluss nehmen können“, so Gallwitz. Werbung konterkariere diese Bemühungen jedoch. Sie bewirke beispielsweise, dass Kinder ihre Eltern unter Druck setzen, ungesunde Dickmacher zu kaufen.
Nach TV-Spots greifen Kinder vermehrt zu Süßigkeiten
Die I.Family Study konnte beweisen, dass Kinder häufiger zu überzuckerten Softdrinks und hochkalorischen Speisen greifen, nachdem sie entsprechende TV-Werbung gesehen hatten – sogar, wenn die Eltern von solchen Produkten abraten. Eine direkte Folge dieses Konsumverhaltens sei Übergewicht, das wiederum chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauf-Leiden, Krebs und Atemwegskrankheiten fördert, so die DDG. „Kindermarketing für ungesunde Dickmacher ist aus unserer Sicht kommerziell motivierte, staatlich geduldete Verantwortungslosigkeit, die zu großem persönlichen Leid und hohen gesellschaftlichen Folgekosten führt“, so Garlichs. „Daher setzen wir uns für ein Verbot ein.“
Auch der Koordinator der I.Family Study, Professor Wolfgang Ahrens vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen erhebt die Forderung nach einer Reglementierung für an Kinder gerichtete Werbung für Dickmacher. Freiwillige Selbstverpflichtungen seitens der Industrie hätten nicht funktioniert, stellt Ahrens fest.
Zugang zu gesunden Lebensmitteln erleichtern
Die aktuelle Studie konnte auch zeigen, dass Eltern mit niedrigem Bildungsstand der TV-Werbung gegenüber weniger kritisch eingestellt sind als andere. Auf deren Kinder wirkt sich die Werbung daher offensichtlich noch stärker aus. Kinder aus sozial benachteiligten Familien müssten daher von der Politik besonders unterstützt werden, so die Studienautoren. Sie empfehlen daher neben Werbeeinschränkungen Maßnahmen, die den Zugang zu gesunden Lebensmitteln verbessern. Das unterstützt auch die DDG und setzt sich für eine Umstrukturierung der Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln ein: Gesunde Produkte sollten steuerlich entlastet, ungesunde Nahrungsmittel hingegen belastet werden.
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