Kinder aus Suchtfamilien: Experten fordern Politiker zum Handeln auf

Kinder aus suchtbetroffenen Elternhäusern werden häufig physisch oder psychisch vernachlässigt – Foto: ©dmitrimaruta - stock.adobe.com
Etwa drei Millionen Kinder leben in Familien, in denen mindestens ein Elternteil abhängig ist – von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen. Kinder von Suchtkranken (auch bezeichnet als COAs: Children of Alcoholics / Children of Addicts) haben dabei ein besonders hohes Risiko, später selbst eine Suchterkrankung oder eine andere psychische Störung zu entwickeln. Studien weisen darauf, dass die Schädigungen dieser Kinder zu Kosten für das Gesundheitssystem in Milliardenhöhe führen. Doch das Leid der Betroffenen wiegt viel schwerer. Um auf die Problematik von Kindern aus Suchtfamilien aufmerksam zu machen, findet daher jedes Jahr im Februar die bundesweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien statt.
Flächendeckendes Unterstützungssystem gefordert
Die in diesem Jahr vom 9. bis 15. Februar stattfindende Aktionswoche zielt aktuell vor allem darauf ab, möglichst viele Abgeordnete des Bundestages zu erreichen. Der Hintergrund: Eine vom Bundestag eingesetzte Arbeitsgruppe sollte unter anderem die Voraussetzungen dafür schaffen, dass bestehende kommunale Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche personell und finanziell ausgebaut werden. So sollte ein flächendeckendes und regelfinanziertes Unterstützungssystem geschaffen werden, das bisher fehlt. Denn heute werden nur sehr wenige der betroffenen Kinder und Jugendlichen erreicht.
Leider, so teilen Experten der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien mit, konnte man sich jedoch nicht über konkrete Finanzierungsmodelle für viele der dringend erforderlichen Hilfeangebote einigen. Der Bericht der Arbeitsgruppe spiegelt demnach einen Minimalkompromiss wider, der große Lücken aufweist.
COAs wachsen unter besonders schwierigen Umständen auf
Für Kinder aus Suchtfamilien sind die Lebensumstände in besonderem Maße erschwert. Häufig wird die Erziehung vernachlässigt, die Kinder entwickeln oft Schuldgefühle und sind von sozialer Isolation bedroht. Zudem führt das unberechenbare Verhalten der Eltern zu starken Unsicherheiten, Ängsten und Schwankungen des eigenen Selbstwertgefühls.
Die Langzeitfolgen dieser Einflüsse sind schwerwiegend. Untersuchungen konnten zeigen, dass ein Drittel der Kinder, deren Eltern süchtig sind, selbst eine Suchterkrankung entwickelt. Ein weiteres Drittel leidet später an einer anderen psychischen Störung.
Kinder suchtkranker Eltern brauchen daher dringend Zuwendung von vertrauenswürdigen Erwachsenen außerhalb ihrer Kernfamilie. Das können Verwandte sein, aber auch Lehrer, Erzieher, Kinderärzte oder Sozialarbeiter. Wichtig ist es, den Kindern zu vermitteln, dass sie keine Schuld an der Suchterkrankung tragen und dass sie sich anderen Menschen anvertrauen können. Kommunale Hilfsangebote können hier Unterstützung bieten.
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