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Kekulé: Delta Variante ansteckender, aber nicht gefährlicher

Donnerstag, 8. Juli 2021, aktualisiert: 16.07.2021 – Autor:
Die Delta-Variante breitet sich auch in Deutschland aus. Tatsächlich ist sie ansteckender als die Alpha-Variante. Nach Ansicht des Virologen Alexander Kekulé gibt es aber keine Hinweise, dass sie öfter zu schweren Verläufen führt.
Sorgen um die Delta-Variante: Aus England gibt es Keine Hinweise auf mehr schwere Krankheitsverläufe

Sorgen um die Delta-Variante: Aus England gibt es Keine Hinweise auf mehr schwere Krankheitsverläufe – Foto: © Adobe Stock/ angellodeco

Viele Experten warnen vor der Delta-Variante. Sie sei ansteckender und obendrein noch gefährlicher für den Einzelnen, heißt es aus manchen Fachkreisen, und Politiker übernehmen gerne die Ansage, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten. 

Der Virologe und Epidemiologe Prof. Alexander Kekulé von der Universität Halle stimmt den Behauptungen jedoch nur teilweise zu: Die Delta-Variante sei leichter übertragbar, bestätigte er im Interview mit N-TV. „Es ist aber keineswegs klar, ob es schwerere Verläufe gibt.“

In England sinkt die Sterblichkeit trotz Delta

Mit Blick auf Daten aus Großbritannien sagte er, Hinweise, dass bei jüngeren Leuten die Krankenhauseinweisungen etwas häufiger gewesen sein sollen, hätten sich in den folgenden Wochen nicht bestätigt. „So wie ich die Daten sehe, und ich gucke sie mir wirklich regelmäßig an, ist es so, dass wir überhaupt keinen Hinweis darauf haben, dass die Delta-Variante wirklich gefährlicher wäre.“

Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Obwohl in England die Delta-Variante grassiert, ist die Sterblichkeit dort stark gesunken – von 2 Prozent auf 0,3 Prozent bezogen auf alle gemeldeten Infektionsfälle. „Daran erkennen wir, dass die Bevölkerung offensichtlich immun ist und die Delta-Variante im Ergebnis weniger gefährlich ist“, so Alexander Kekulé

Die zunehmende Immunität der Bevölkerung geht einerseits auf die Impfungen zurück, andererseits auch auf die natürliche Durchseuchung. Beides trifft auch auf Deutschland zu, wenn auch in England im Verhältnis schon mehr Menschen geimpft sind als hierzulande.

Wie wirkt Astra Zeneca Impfstoff gegen Delta?

In Großbritannien ist weit überwiegend der Astra Zeneca Impfstoff verabreicht worden. Nahezu jede Neuinfektion in Großbritannien geht inzwischen auf die Delta Variante des Coronavirus zurück. Wie wirkt Astra Zeneca gegen Delta? Experten der Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) fanden heraus, dass der Astra Zeneca Impfstoff eine 60-prozentige Wirksamkeit gegen die Delta-Variante nach einer Zweifachimpfung hat. Schwere Verläufe nach Infektion mit der Delta-Variante verhindert der Astra Zeneca Impfstoff zu 92 Prozent - so eine weitere Erkenntnis der PHE-Forscher. Eine einzelne Dosis Astra Zeneca habe hingegen wenig bis gar keine Wirkung gegen Delta - wenn nicht eine Kreuzimpfung mit einem anderen Impfstoff erfolgte.

 

Vorsicht bei Lockerungen

Dass Großbritanniens Premier Boris Johnson jetzt alles aufmacht und Corona vergessen will, hält Experte Kekulé für unvernünftig. „Da werden wir in den nächsten Wochen sehen, wie sich das auf die Sterblichkeit auswirkt.“

Deutschland hat derzeit sehr niedrige Fallzahlen. Kekulé geht davon aus, dass das über den Sommer so bleiben wird. Mit dem Ende der Sommerferien würden die Zahlen vermutlich wieder steigen – so wie im letzten Jahr. Deshalb müsse man aufpassen, dass Reisende nicht so viele Infektionen einschleppten, betonte der Experte. Urlauber sollten sich deshalb darauf einstellen, dass sie nach der Rückkehr in Quarantäne müssen. „Wenn Sie zurückkommen, für fünf Tage in Quarantäne und danach freitesten. Das ist ein vernünftiger Vorschlag und ich glaube, das sollten wir konsequent durchziehen.“

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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