Keine Gesundheit ohne seelische Gesundheit
In einer Grundsatzrede benannte er die Kernaspekte der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung, denen er sich in seiner Amtszeit widmen wird.
Psychische Störungen und Erkrankungen zählen zu den Hauptursachen für verminderte Erwerbsfähigkeit und Frühverrentung in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesregierung beziffert die Kosten für Produktionsausfälle durch psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeit mit 26 Milliarden Euro. Die Tendenz ist steigend. Nicht zuletzt, da der Anstieg von Multimorbidität in einer Gesellschaft mit steigender Lebenserwartung auch mit erhöhtem Risiko einer psychischen Erkrankung einhergeht.
Augenmerk auf seelische Gesundheit
Senator Czaja hält es für "nur folgerichtig, dass psychische Erkrankungen der Bevölkerung allmählich auf allen Ebenen als gleich bedeutsam wie somatische Erkrankungen erachtet werden". Daher legten auch immer mehr gesundheitspolitische Aktivitäten des Bundes, der Länder und Kommunen, von Selbsthilfegruppen und Fachgesellschaften bis hin zu Verbänden und Krankenkassen ihr Augenmerk auf seelische Gesundheit.
Konkret erklärte der Senator die Entstigmatisierung von Betroffenen und Angehörigen als herausgehobenes gesundheitspolitisches Ziel. Die Angst vor Diskriminierung sei weit verbreitet unter psychisch Erkrankten und deren Angehörigen. Angesichts der Prävalenz psychischer Erkrankungen müsse dies in den Fokus von Öffentlichkeitsprojekten gerückt werden. Aus diesem Grund übernimmt Senator Mario Czaja die Schirmherrschaft für die "Berliner Woche der seelischen Gesundheit".
Hemmnisse für optimale Patientenversorgung
Die Fragmentierung der Versorgungsstrukturen wertete Senator Czaja als "eines der grössten Hemmnisse für eine optimale Patientenversorgung". Sie führe zu Intransparenz und erschwertem Zugang zu den Hilfssystemen sowie zu durchbrochenen und ineffizienten Behandlungsprozessen. Ausdrücklich lobend erwähnte der Senator einige innovative Berliner Versorgungsmodelle zur Überwindung fragmentierter Hilfeleistungen, die von regionalen Verbundsystemen entwickelt wurden. Die sektor- und professionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, ambulanten Leistungserbringern und Kostenträgern müsse weiter ausgebaut werden. Insellösungen indes, kritisierte Senator Czaja, könnten durch unterschiedliche Ein- und Ausschlusskriterien die Unübersichtlichkeit vergrössern.
Arbeit, ein wichtiger Faktor für psychisch Kranke
Akuten Handlungsbedarf sieht Senator Czaja im Ausbau der Möglichkeiten von psychisch Erkrankten zu Inklusion und Teilhabe an Arbeit. "Psychisch Kranke brauchen die Chance, ihre Potenziale zu entwickeln und entsprechend ihren Fähigkeiten arbeiten zu können", unterstrich er. Arbeit ermögliche psychisch Erkrankten Erfolgserlebnisse und soziale Kontakte und sei zugleich wichtige Therapieunterstützung und Rückfallprophylaxe. Doch der Weg psychisch Erkrankter in den ersten Arbeitsmarkt werde immer schwieriger. Hier seien genauso innovative Konzepte und eine Veränderung der Haltung in der Arbeitswelt gefordert wie eine politische Flankierung. Das Prinzip "Reha vor Rente" müsse eindeutiger als bisher umgesetzt werden, um die Zahl von Frühverrentungen, vor allem von jungen psychisch Erkrankten, zu senken. Angesichts des Versorgungsdefizites mit Angeboten zur Rehabilitation Psychisch Kranker (RPK) in Berlin und Brandenburg müsse der Ausbau von Rehabilitationsangeboten dringend vorangetrieben werden.
Die Handlungsschwerpunkte, die Senator Mario Czaja für seine Amtszeit gesetzt hat, hofft Gesundheitsstadt Berlin e. V. in dem frisch gegründeten Arbeitskreis "Psychiatrie und Psychotherapie" zu unterstützen. Der Arbeitskreis versammelt unter Leitung von Ulf Fink, Senator a. D. Wissenschaftler, Ärzte, psychosoziale, medizinische und Kostenträger, um konsentierte Impulse zur Verbesserung der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung in der Hauptstadtregion zu geben.
Die vollständige Rede von Senator Mario Czaja kann hier heruntergelanden werden.