Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Keine Demenz trotz Alzheimer Plaques!

Montag, 15. September 2014 – Autor:
Das menschliche Gehirn kann Alzheimer typische Eiweiß Ablagerungen offenbar eine Zeit lang gut kompensieren – und zwar durch eine gesteigerte Hirnaktivität. Das haben Forscher der kalifornischen Universität Berkeley in einer aktullen Studie mit älteren Patienten herausgefunden.
Keine Demenz trotz Alzheimer Plaques!

Wenn sich Alzheimer Plaques ausbreiten, reagiert das Gehirn offenbar mit gesteigerter Aktivität

Ablagerungen aus dem Eiweißstoff Beta-Amyloid sind typische Zeichen für Morbus Alzheimer. Die Plaques lassen sich prinzipiell schon nachweisen, bevor sich erste demenzielle Veränderungen bemerkbar machen. Einige Menschen bleiben trotz dieser Ablagerungen sogar bis ins hohe Alter geistig fit. Verblüffende Studienergebnisse haben jetzt Forscher um William Jagust von der University of California in Berkeley im Fachmagazin "Nature Neuroscience" vorgelegt. Die Forscher konnten zeigen, dass eine verstärkte Hirnaktivität eine verminderte Gedächtnisleistung kompensieren kann. Zumindest bei manchen Menschen für eine gewisse Zeit.

Verstärkte Hirnaktivität wider das Vergessen

Der Neurowissenschaftler Jagust hatte in seiner Studie die Gedächtnisleistung von 22 jüngeren und 49 älteren Personen (im Durchschnitt 76 Jahre) untersucht. In den Tests ging es darum, sich Details von Bildern zu merken. Bei 16 der älteren Studienteilnehmer fanden die Wissenschaftler Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn; jedoch schränkten die Plaques ihre geistige Leistungsfähigkeit keineswegs ein. Die 16 Testpersonen schnitten in dem Merk-Test nicht schlechter ab als die anderen Studienteilnehmer. MRT-Aufnahmen zeigten allerdings doch einen Unterschied: Vor allem bei jenen Teilnehmern mit Beta-Amyloid-Plaques war eine stärkere Aktivität in den Gehirnregionen für visuelle Verarbeitung und Gedächtnis zu beobachten, wenn Details abgefragt wurden, also wenn mehr Gehirnaktivität erforderlich war. Auch unbeteiligte Hirnareale waren bei ihnen aktiver.

Kann man den Kompensationsmechanismus willentlich beeinflussen? – Noch sind viele Fragen offen

Neurowissenschaftler Jagust sieht darin einen Schutzmechanismus des Gehirns: "Anscheinend hat das Gehirn dieser Menschen einen Weg gefunden, die schädigende Wirkung der Beta-Amyloide zu kompensieren.“ Wie lange die Vergesslichkeit durch die gesteigerte Hirnaktivität hinausgezögert werden kann, ist aber momentan ebenso unklar wie die Frage, ob dies willentlich beeinflussbar ist. Hier können nur Langzeitstudien Klarheit schaffen.

Die Studie erschien kurz vor dem Welt-Alzheimertages am 21. September. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben weltweit 44 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. In Deutschland sind es etwa 1,5 Millionen Betroffene. Ungefähr 60 Prozent davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Ihre Zahl wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt. Der Welt-Alzheimertag will auf die immense gesellschaftliche Herausforderung aufmerksam machen.

© Naeblys - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Alzheimer , Demenz

Weitere Nachrichten zum Thema Alzheimer

10.10.2019

Wer Fragen rund um das Thema Alzheimer hat, selbst betroffen ist oder einen erkrankten Angehörigen pflegt, kann sich an das Alzheimer-Telefon wenden. Die Berater unterstützen die Ratsuchenden beim Umgang mit der Erkrankung, konkreten Fragen zur Behandlung und der Suche nach Unterstützungsangeboten.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin