Kein erhöhtes Risiko für Gürtelrose nach Covid-19-Impfung

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Die Furcht vor vermeintlichen Nebenwirkungen hält einige Menschen von der Impfung gegen SARS-CoV-2 ab. Im Hinblick auf eine mögliche impfassoziierte Herpes-Zoster-Erkrankung (Gürtelrose) ist dies aber nicht gerechtfertigt. Das zeigt eine Studie mit über 2 Millionen Geimpften, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) meldet.
Eine ergänzende Kohortenanalyse zeigte darüber hinaus auch kein erhöhtes Impfrisiko für Herpes Zoster verglichen mit der Influenza-Impfung aus der Zeit vor der Pandemie.
Gürtelrose kann jeder bekommen, der Windpocken hatte
Herpes Zoster kann jeder bekommen, der zuvor schon einmal Windpocken hatte. Das Windpocken-Virus (Varicella-Zoster-Virus/VZV) persistiert lebenslang im Körper und kann durch verschiedene Auslöser reaktiviert werden, wobei es dann nicht erneut zu Windpocken, sondern zur Gürtelrose kommt. Eine Reaktivierung kann zum Beispiel bei (vorübergehender) Abwehrschwäche oder bei älteren Menschen aufgrund der absinkenden VZV-Antikörperspiegel entstehen.
Erste Analysen von Impfnebenwirkungen zeigten zwar einen Anstieg der Berichte über Covid-19-Impfung-assoziierte Herpes-Zoster-Infektionen. Es war dabei jedoch nicht klar, ob diese Fälle auf eine vermehrte Berichterstattung zurückzuführen waren oder auf einen echten Anstieg der Inzidenz. Eine Studie der University of California in San Francisco ging daher speziell dieser Frage nach.
Kein erhöhtes Risiko für Gürtelrose nach Covid-19-Impfung
Ausgewertet wurden Gesundheitsdaten von 2.039.854 gegen SARS-CoV-2 geimpften US-Bürgern. Impfstoffe: Biontech/Pfizer, Moderna, Johnson&Johnson. Zeitraum der Impfung: Dezember 2020 - Juni 2021. Das mittlere Alter der Geimpften betrug 43,2 Jahre, 50,6 Prozent waren weiblich. Bei 1.451 Personen wurde Gürtelrose diagnostiziert.
Im Ergebnis war die Covid-19-Impfung nicht mit einem erhöhten Risiko für eine VZV-Reaktivierung assoziiert. Die Inzidenz war auch nicht höher als in einer Untergruppe, die in der Zeit vor der Pandemie oder in der frühen Pandemiephase gegen Influenza geimpft wurde. "Demnach war eine Gürtelrose nach Corona-Impfung bei weitem nicht so häufig wie es anfangs in der Berichterstattung den Anschein hatte", schlussfolgert Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.
Bei Myokarditis nach Impfung milde Verläufe
Auch andere vermeintliche Impfkomplikationen, über die es immer wieder Fallberichte gab (zum Beispiel Myokarditis oder Guillain-Barré-Syndrom), wurden inzwischen in großen Studien evaluiert. So zeigte eine Analyse von über 5 Millionen vollständig geimpften Personen aus Israel, dass es bei 182.605 geimpften Heranwachsenden zu 20 Myokarditiden kam, von denen nach CDC-Kriterien (Center for Disease and Control) neun Fälle als wahrscheinlich bis sicher eingestuft wurden.
Die Inzidenz betrug somit 4,8/100.000 Geimpfte; die Verläufe waren mild, die stationäre Behandlung lag bei 2 bis 4 Tagen und der Follow-up zeigte nach sechs Monaten eine gute Prognose.
DGN: Entwarnung auch für Guillain-Barré-Syndrom
Auch in Bezug auf das Guillain-Barré-Syndrom gibt es Entwarnung: Eine epidemiologische Studie aus Mexiko ergab bei 81.842.426 Impfdosen (mit sieben SARS-CoV-2-Impfstoffen) eine Inzidenz von 1,19/1.000.000. Die Inzidenz war somit niedriger als vor der Pandemie (2019) mit 7,1/1.000.000 Personenjahren.
"Menschen, die wegen extrem seltener möglicher Nebenwirkungen Angst vor der Covid-19-Impfung haben, müssen sich bewusst machen, dass alle diese Komplikationen viel häufiger bei der SARS-CoV-2-Infektionen auftreten. Dies wurde inzwischen auch für viele andere potenzielle, auch neurologische Nebenwirkungen gezeigt", betont Prof. Berlit. Die DGN empfiehlt daher, die Impfangebote entsprechend den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts anzunehmen.