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Kein Böllerverkauf an Silvester: 90 Prozent weniger Feinstaub

Mittwoch, 5. Januar 2022 – Autor:
Böller und Raketen führen an Silvester vielerorts zu Spitzenwerten bei der Luftverschmutzung im Jahr. Der Effekt des Verkaufsverbots in der Corona-Pandemie: Rund 90 Prozent weniger schädlicher Feinstaub in der Luft. Das zeigt eine Auswertung offizieller Messdaten durch die „Deutsche Umwelthilfe“.
Silvester-Feuerwerk überm Brandenburger Tor, Berlin.

Böller-Verkaufsverbot für Privatleute wegen der Corona-Pandemie. In Berlin fand nicht einmal das mögliche - weil professionelle - Feuerwerk am Brandenburger Tor statt. – Foto: AdobeStock/flyinger

Nur ein Bruchteil des sonst üblichen Mülls in den Straßen, deutlich weniger Krach und weniger Verletzte: Sogar der Sprecher der Berliner Feuerwehr sprach in einer Bilanz des Jahreswechsels 2021/2022 von einem „ruhigen Silvester“. In Berlin war das Zünden von Pyrotechnik an bestimmten Orten oder Plätzen verboten, in Sachsen zum Beispiel sogar landesweit. Das aufgrund der Corona-Pandemie zum zweiten Mal geltende bundesweite Verkaufsverbot für Böller und Raketen für den Privatgebrauch hatte aber noch einen weiteren gesundheitswirksamen Effekt: Die Luftbelastung mit gefährlichem Feinstaub in deutschen Städten ist  –  im Vergleich mit dem letzten Silvester ohne Verbot 2019/20 – um etwa 90 Prozent zurückgegangen. Das meldet die „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH) nach einer Auswertung amtlicher Messungen aus der jüngsten Neujahrsnacht.

Böllerverbot: Bessere Luft, vor allem in Bremen und München

Besonders deutlich war die Verbesserung der Luftqualität etwa in Bremen, wo zusätzlich zum Verkauf auch der Gebrauch von Böllern und Raketen stadtweit verboten wurde. Hier sank an der Messstation Bremen Dobben die stündliche Spitzenbelastung für Feinstaub (PM 10) um 96 Prozent von 1188 Mikrogramm pro Kubikmeter am 1.1.2020 auf 46 Mikrogramm in der aktuellen Silvesternacht. Ähnlich in München, wo zumindest im gesamten inneren Ring böllern verboten war. Dort lag der Rückgang an der Landshuter Allee bei 94 Prozent (2020: 986 µg/m³; 2022: 62 µg/m³). An der Berliner Frankfurter Allee fiel der Rückgang mit 87 Prozent (2020: 757 µg/m³; 2022: 99 µg/m³) etwas geringer aus.

Feinstaub: Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall

Feinstaub aus der Luft gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders Ultrafeinstaub mit einer Partikelgröße von weniger als 0,1 Mikrometer (= Größe eines Virus) gelangt über die Lunge sofort in die Blutbahn und von dort in die Gefäßwand. „Dadurch werden chronische Entzündungsprozesse ausgelöst und damit die Arteriosklerose begünstigt“, sagt Kardiologe Thomas Meinertz. „Bei Menschen, die chronisch der Luftverschmutzung ausgesetzt sind, kann es zum vorzeitigen Ausbruch der wichtigsten Erkrankungen in den Gefäßen, die das Herz und das Gehirn versorgen, kommen. Folgen sind Herzinfarkte und Schlaganfälle.“

Silvesternacht: Dreieinhalb mal so viel Feinstaub wie an normalen Tagen

Auch wenn vor allem eine dauerhafte Luftverschmutzung das Erkrankungsrisiko erhöht: Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Pyrotechnik an Silvester verursacht den Feinstaub von etwa dreieinhalb normalen Tagen. Die WHO fordert inzwischen eine drastische Senkung der offiziellen Grenzwerte. Der Grund: Selbst in geringen Mengen, auch unterhalb irgendwelcher Grenzwerte, könne Luftverschmutzung tödlich sein.

Umwelthilfe fordert generelles Verbot von privatem Feuerwerk

Die Deutsche Umwelthilfe fordert gemeinsam mit Tierschutzorganisationen und Ärztevertretern für die Zukunft ein dauerhaftes bundesweites Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. „Feuerwerk führt jedes Jahr zu hoher Luftbelastung, schädigt Millionen schutzlos ausgelieferte Haustiere sowie Nutz- und Wildtiere und verschmutzt die Umwelt“, heißt es bei der DUH. „Dazu sorgt es durch tausende teils schwere Verletzungen für die Überlastung von Einsatzkräften und Krankenhäusern, die durch die Pandemie sowieso schon an der Belastungsgrenze arbeiten.“

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
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