Keime auf Stethoskopen: eine Gesundheitsgefahr?

Untersuchungen zeigen: Stethoskope sind von einer Vielzahl von Keimen belastet
Dass Stethoskope häufig stark mit Bakterien besiedelt sind und so zu wahren „Keimschleudern“ werden können, ist bereits bekannt. Nun wollten Forscher herausfinden, welche Bakterien genau sich auf Stethoskopen befinden, die auf Intensivstationen benutzt werden. Dabei stellten sie fest, dass sich verschiedenste Keimarten auf den Geräten finden lassen, darunter auch Spezies wie Staphylococcus aureus, die als Auslöser nosokomialer Infektionen gelten. Ob die Konzentrationen auf den Stethoskopen allerdings ausreichen, um tatsächlich solche Infektionen zu übertragen, wurde nicht untersucht. Dennoch sollte die Studie Anlass sein, der Hygiene in Krankenhäusern noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Stethoskope, die Ärzte ständig bei sich tragen, besonders belastet
Um alle Arten von Keimen zu ermitteln, welche die Oberflächen von Stethoskopen besiedeln, wendeten die Forscher nicht die sonst übliche Methode mit Laborkulturen an, sondern einen neueren Ansatz, das Next-Generation-Sequencing, eine DNA-basierten Methode. Dazu nahmen die Wissenschaftler um Vincent R. Knecht von der University of Pennsylvania in mehreren Testreihen Abstriche von insgesamt 40 verschiedenen Stethoskopen. Dabei handelte es sich um Messgeräte, die von Klinikärzten, Pflegern oder Krankenschwestern getragen wurden, aber auch solche, die in den Zimmern der Patienten blieben. Als Kontrolle dienten frisch aus der Verpackung entnommene Einmal-Stethoskope sowie unbenutzte Tupfer als Blindproben.
Wie die Analyse zeigte, waren die Stethoskope von einer Vielzahl unterschiedlichster Erreger besiedelt. Vor allem die Geräte, die vom Klinikpersonal umhergetragen wurden, waren stark belastet. Bei den Keimen handelte es sich um verschiedene Spezies, die von der Haut oder aus dem Verdauungstrakt stammten – darunter auch solche, die für sogenannte Krankenhausinfektionen verantwortlich gemacht werden. Staphylococcus aureus wurde auf 24 von 40 Geräten gefunden, über die Hälfte wiesen Pseudomonas und Acinetobacter auf und nur etwas weniger Enterococcus, Stenotrophomonas und Clostridium.
Auch Desinfektion bringt offenbar nicht viel
Was könnte nun gegen diese Keimbelastung getan werden? Um das zu klären, untersuchten die Forscher die Effekte einer Reinigung. Dazu zeigte sich, dass auch eine standardmäßige Desinfektion, bei der die Geräte eine Minute lang mit einer wasserstoffperoxidhaltigen Reinigungstuch abgerieben werden, keineswegs zur Keimfreiheit führte. Von zehn Stethoskopen ging die bakterielle Besiedelung auf diese Weise nur bei der Hälfte so weit zurück, dass sie mit unbenutzten Stethoskopen zu vergleichen war. Bei anderen Reinigungsmethoden wie etwa mit Alkohol oder bei geringerer Einwirkungszeit des Desinfektionsmittels wurden sogar nur etwa zehn Prozent der Bakterien vernichtet.
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